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Gerade an dieser scharfen Ecke, links von der nördlich führenden Straße steht die wiederholt außen und innen veränderte und vergrößerte, dem heil. Wendelin geweihte Kirche. Die Vergrößerung des Chors und des Schiffs ist fortwährend weiter nach Westen gegangen, und es lassen sich schon an der Bedachung, von Norden gesehen, deutlich 3 Perioden unterscheiden. Die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt erscheint als ein Backsteinbau vom Jahr 1878, entworfen von J. Rögner in Stuttgart, (neu eingeweiht am 24. Dezbr. 1878) mit Strebepfeilern außen, und hat 2 Eingänge von Norden, das rundbogige Hauptportal im Westen, welches in 4 Abstufungen sich verengt. Im Schiff sind 8 große rundbogige Fenster an den Langseiten, an der Westfaçade 2 kleinere und eine Rosette, zum Theil mit buntem Glas. Die Decke ist flach getäfert, nach den Seiten abgeschrägt mit dunkleren Querrippen auf hellerem Grund. Nebst 2 Seitenaltären, dem S. Sebastian und der h. Maria gewidmet, enthält das Schiff eine Empore gegen Westen mit der schon alten, aus der früheren Kirche stammenden, 8 Register haltenden Orgel. Die frühere Westseite der Kirche lief zwischen dem ersten und zweiten Fenster des jetzigen Schiffs; am Portal stand früher die Jahrszahl 1752.

Der ältere Theil des Schiffs ist um eine Stufe höher als der neue, und es sind auf jeder Seite noch je 2 Fenster davon übrig. Der jetzige Chor enthält noch 2 Fenster vom alten Schiff und ist im Holzbogen gewölbt; daran schließt sich durch Rundbogen der frühere kleine Chor mit 2 Rundbogenfenstern, 2 Stufen erhöht; er enthält den neuen in Oedheim verfertigten Hochaltar, dessen steinerner Unterbau von Zartmann in Neckarsulm gefertigt ist.

Weiter gegen Osten schließt sich der viereckige steinerne Thurm, dessen unteres Geschoß, jetzt als Sakristei verwendet, der Chor der ursprünglichen kleinen Kapelle war. Es ist hier noch ein zugemauerter Rundbogen erkennbar, und das Untergeschoß hatte Kreuzgewölbe, dessen Rippenansätze noch sichtbar sind. In der Sakristei ist ein Sakramenthäuschen von Stein, in nicht besonders schönen Formen, mit der Jahrszahl 1601. Der steinerne h. Wendelin, der jetzt auf einem Postament in der Kirche steht, stand früher außen in einer Nische über dem Portal der alten Westfaçade.

Der Thurm ist unten herauf viereckig, der Glockenstock achteckig zurückgesetzt, mit schiefergedeckter Kuppel. Zwei Glocken

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0407.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)