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und enthält neben den Rathhausgelassen ein Schulzimmer und die Wohnung des Schullehrers; auch das Backhaus befindet sich in diesem Gebäude. Die Schule ist einklassig. Die Gemeinde besitzt außerdem eine große Kelter mit einem Baum und 2 kleine mit Spindeln.

Trinkwasser liefern nur 2 Pumpbrunnen; an Quellen fehlt es der Markung gänzlich. Diese wird berührt vom Neckar und dem nördlich von Gundelsheim mündenden von Norden her kommenden Waldbach, dem Anbach, der durch die Schindersklinge Horneck vom Michaelsberg trennt. Der Austritt des Neckars verursacht zuweilen Schaden; besonders ist noch die Überschwemmung vom Jahr 1824, wo der ganze Ort unter Wasser stand, in Erinnerung.

Von Verkehrswegen ist nur zu nennen die Staatsstraße von Gundelsheim nach Mosbach. Die Eisenbahn führt durch den Tunnel im Michaelsberg.

Die Einwohner leben von Feld- und Weinbau und Viehzucht; das Handwerk ist kaum vertreten, ein Krämer und zwei Schildwirthschaften sind im Ort.

Die Vermögensverhältnisse der fleißigen, arbeitsamen Einwohner sind meist unter mittel, da die Markung klein ist. Der vermöglichste Bürger besitzt ca. 20 Morgen Feld, der mittlere 6–8 Morgen, die ärmere Klasse bis zu 1/8 Morgen hinunter.

Die kleine Markung, eingezwängt zwischen Neckar, badische Grenze und Gundelsheimer Markung, erstreckt sich als ein schmaler Streifen von der Neckarbiegung ausgehend nach Norden. Im nördlichen Theil finden sich waldige Höhen, südlich die Thalsohle des Neckars. Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar, meist Lehm, Sand und Kalkerde enthaltend. Eine Sandgrube ist vorhanden; im sog. „Brennich“ wird schwarzer Kalk gewonnen, der auch nach auswärts abgesetzt wird.

Das Klima ist im allgemeinen mild, doch sind die Nächte Sommers zuweilen kühl. Frühlingsfröste und kalte Nebel sind nichts seltenes, wohl aber Hagelschlag.

Im nördlichsten Theil der Markung befindet sich der der Gemeinde gehörige „Böttingerhof,“ ein geschlossenes Gut von ca. 200 Morgen.

In der Brache wird außer Rüben und Kartoffeln auch etwas Tabak, Zuckerrüben und Cichorien gebaut. Die Preise der Äcker bewegen sich zwischen 800, 500 und 100 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)