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noch mit Stroh gedeckt, werden neuerdings mit steinernem Stock aufgeführt. Die solid gebaute Pfarrkirche, deren Erbauungszeit unbekannt ist, übrigens jedenfalls noch in die Zeit vor der Reformation fällt, bietet nichts Bemerkenswerthes dar. In der Nähe derselben stehen das Pfarrhaus, das Schulhaus und das im Jahr 1840 erbaute Rathhaus; sie bilden zusammen die schönere Partie des Ortes.

Die Einwohner sind wohlgewachsen und kräftig und bei Arbeitsamkeit und einer einfachen Lebensweise erfreuen sie sich einer guten Gesundheit. Die Vermögensumstände sind gut und scheinen sich gegenwärtig noch mehr zu bessern. Die Gemeinde ist im Besitz guter Waldungen, aus denen bürgerliche Nutzungen gereicht werden können. Feldbau und besonders Viehzucht sind die Hauptnahrungsquellen. Mit Ausnahme des tiefeingeschnittenen, schroffen Grabenstetter Thales und eines Theils des Schlattstaller Thales ist die Gesammtmarkung ziemlich eben. Der bei guter Düngung fruchtbare Boden besteht aus einem Gemenge von Lehm und verwittertem Jurakalk, der hier durchgängig die Unterlage bildet; ersterer ist stellenweise ziemlich tiefgründig, häufig aber auch so unbedeutend, daß der Pflug das darunter liegende Gestein erreicht. An einzelnen Stellen wird der Jurakalk dolomitisch und gibt dann dem Boden ein sandiges Ansehen. Dinkel, Roggen, Gerste, Haber und in neuerer Zeit auch Winterreps, in der Brache, Futterkräuter, Kartoffel und Hanf werden mit gutem Erfolg vorzugsweise gebaut. Die geringsten Ackerpreise eines Morgens sind 20 bis 30 fl., die mittleren 150–200 fl. und die höchsten 400–600 fl. Die zweimädigen, zum Theil dreimädigen Wiesen, welche mit dem im Ort zusammengelaufenen Regenwasser und durch die Elsach bewässert werden, sind sehr ergiebig und liefern vorzügliches Futter, die Preise derselben sind von 100–400–800 fl. Die Obstzucht ist unbedeutend, jedoch wird in neuerer Zeit für ihre Emporbringung, durch Anpflanzen veredelter Sorten und durch Veredlung auf wilde Stämme, Manches gethan. Es werden die späten Obstsorten bevorzugt weil der Frühling hier nicht so bald eintritt wie in den mildern Gegenden. Zwetschgen und die sogenannten Zipaten aber gerathen in manchen Jahren so gut wie in den Thalorten. Die theils der Gemeinde theils Privaten zugehörigen, nicht unbedeutenden Waldungen (meist Buchen) sind in gutem Stand und werden durch künstliche Aussaat und Pflanzung noch mehr gebessert. Von einigen Waldeigenthümern können jährlich 12–16 Klafter Scheiterholz nach Außen verkauft werden. Weiden werden nur für Schafe benützt, sie sind sehr gut und daher auch von auswärtigen Schäfern gesucht; das jährliche Pachtgeld beträgt gegenwärtig

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)