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welche im Jahr 1622 etwas unterhalb der alten hölzernen, durch die Sage von dem Sprung des Herzogs Ulrich berühmt gewordenen, erbaut wurde. Am Neckarufer sind im Lauf der letzten Jahre bedeutende Correktionen vorgenommen worden, wodurch der Strom um eine Strecke vom Dorf zurückgedrängt und Gelegenheit zu Weiden-Anpflanzungen, eine wichtige Rücksicht für die holzarme Gegend, gewonnen worden.

Eine halbe Viertelstunde südlich von dem Ort wurden vor 9 Jahren Grundmauern von Gebäuden aufgegraben, welche man damals für die Überreste eines Klosters erklärte. Topograph Paulus aber fand an dieser Stelle, „im Steig“ genannt, römische Ziegel, Bruchstücke römischer Gefäße, Heizröhren, Estrich etc. S. oben S. 109.

Unter-Boihingen ist die einzige neu-württembergische Gemeinde des Oberamts, indem es bis zu Ende des Jahrs 1805 mit dem Rittergute Hammetweil eine dem Kanton Neckar-Schwarzwald zugetheilte reichsritterliche Herrschaft bildete, 1806 aber dem Oberamt Nürtingen, anfänglich als ein eigenes Patrimonial-Amt, untergeben wurde. Die Grundherrschaft ist repräsentirt durch den Familien-Ältesten, Freiherrn Alfred v. Thumb-Neuburg, Ober-Lieutenant im Königl. 3ten Reiter-Regiment. Das gutsherrliche Schloß, Sommeraufenthalt der freiherrl. Familie, in seinen zwei untern Stockwerken noch von den Wernau aufgeführt, ist ein einfaches Gebäude, von schattenreichen Gartenanlagen und einer Mauer umgeben; es liegt am nordwestl. Ende des Dorfes. Das Schloßgut (Mannlehen) begreift 85/8 Morgen Gärten und Länder, 292/8 Morgen Äcker, 451/8 Morgen Wiesen.

Im Jahr 1336 am 5. Juni verkauften die Grafen Albrecht, Hugo und Heinrich von Hohenberg das Dorf Nieder-Boihingen (wie Unter-Boihingen sonst hieß) nebst Köngen und andern Zugehörungen der Herrschaft Boihingen an Graf Albrecht von Aichelberg, dessen Erbtochter im Jahr 1382 Hans Thumb von Neuburg heirathete und ihm Theile der genannten Herrschaft in die Ehe brachte (s. OA.-Beschr. Eßlingen 204). Vor dem Jahr 1739 war Unter-Boihingen indeß bereits württembergisch gewesen, denn in diesem Jahre, 14. Jan., vertauschte Herzog Karl Friedrich Administrator diesen Ort an Wilhelm Ludwig Thumb von Neuburg gegen die andere Hälfte von Köngen (Sattler Topogr. 506. Scheffer 218).[1]

  1. Mit Gunst und Willen ihres Herrn, des Grafen Rudolph von Hohenberg, verkaufen 1328 Heinrich der Boschegreve und Beth die Dürrin, seine Hausfrau, dem Frauenkloster Kirchheim um 191/2 Pfd. Heller 2 Pfd. H. aus ihrem Hof und Hut zu Niederbuigingen, das ihr freies Eigen ist. Der Hospital Eßlingen kaufte 1363 von Graf Albert von Aichelberg den Hof, genannt Keimenhof, der zu Niederbuigingen gelegen ist.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)