Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in ihrem alten Bestand vorhanden waren. Seit ungefähr 15 Jahren aber sind mehrere derselben theils in Folge der Ablösungsgesetze, theils wegen ihrer Entlegenheit und kostspieligen Verwaltung veräußert worden, darunter die hauptsächlichsten: der Spitalhof in Reutlingen, die Weinzehentgefälle in Pfullingen, die Lehenhöfe in Harthausen, Unter-Lenningen, Neckarhausen, Wendlingen, der Widumhof nebst kleinern Höfen in Sielmingen u. a. Die gegenwärtigen Einkommensquellen des Hospitals sind:

1) Grundeigenthum: das Hofgut Tachenhausen, verpachtet um jährlich 2000 fl.
2) Gefälle: ewige und jährliche Zinsen, Landgarben in Nürtingen und Neckar-Tenzlingen und etwa 100 Scheffel Gülten aus Lehenhöfen und Gütern in Nürtingen, Frickenhausen, Groß- und Klein-Bettlingen, Ober-Boihingen, Raidwangen, Reudern etc.; Zehnten, und zwar der Großzehent ganz in Ober-Boihingen und Harthausen; halb in Nürtingen, Pliezhausen, Dörnach, Pfullingen und Wolfschlugen; theilweise in Reudern, Linsenhofen, Neckarhausen, Unterhausen, Bonlanden, Ober- und Unter-Sielmingen; der kleine Zehent in Pfullingen, Harthausen, halb in Wolfschlugen und theilweise in Reutlingen; der Heuzehent in Harthausen; der Weinzehent halb in Pliezhausen und theilweise in Grötzingen und Reutlingen. Diese Zehenten sind an die betreffenden Gemeinden auf mehrere Jahre gegen Geld verpachtet; nur Pfullingen zahlt eine jährliche Rente von 1000 fl., Reutlingen von 400 fl.
3) Kapitalvermögen, nach dem Stand von 1843 im Betrag von 133.400 fl.

Die etatmäßige Einnahme des Hospitals betrug 1843/44 22.050 fl.

Der Sitz der von einem eigenen Beamten (Hospitalverwalter) unter der Aufsicht des Stiftungsrathes geführten Verwaltung befindet sich jetzt, wie schon erwähnt, in einem Flügelgebäude des neuen Schulhauses.

2) Sondersiechenpflege und Krankenhaus. Schon zu Anfang des 14ten Jahrhunderts errichtete die Stadt ein Leprosen- und Pest-Haus jenseits des Neckars und dotirte es als eine eigene Pflege aus städtischen Mitteln. Ebenfalls jenseits des Neckars stand das Armenhaus, das 1837 abgebrochen, worauf die Armenanstalt mit dem Siechen- oder Kranken-Haus verbunden wurde. Dieses ist ein sehr altes Gebäude [1] an der Straße nach Ober-Ensingen und neben dem neuen Begräbnißplatz; es dient zur unentgeltlichen Aufnahme und Verpflegung kranker Ortsarmen. Das ansehnliche Vermögen

  1. Der Thürbogen soll die jetzt nicht mehr sichtbare Jahrszahl 1315 getragen haben.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)