Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Aich[1] gehört dem diesseitigen Bezirk, in welchen sie oberhalb Neuenhaus eintritt, nur mit der untern Hälfte ihres Laufes (33/4 Stunden nach den Hauptkrümmungen), mit der obern den Oberämtern Stuttgart und Böblingen an, wo sie in dem Dorf Hildrizhausen ihren Anfang nimmt. Eine Tochter des Schönbuchs verläugnet sie ihren Charakter als Waldbach nicht, indem sie, sonst sanft und still, nach Gewittern oder schnellem Schneeabgang wild und tobend sich über das Thal ergießt, wiewohl ihr Gefäll, wenigstens auf diesseitiger Strecke, nicht sehr bedeutend ist. Genauere Aufnahmen stehen uns übrigens nicht zu Gebote. Nach Schüblers barometr. Messung hat ihr Niveau in Waldenbuch 1073'; nehmen wir ihre Mündung zu 838' (reduc. 826') an, so ergeben sich 234' Fall auf 43/4 Stunden nach den Hauptkrümmungen oder 47,7' auf 13.000' Lauf =0,367 Procent. Von diesem Gefäll kommt aber das meiste auf die Strecke von Waldenbuch bis Neuenhaus; denn von hier schlängelt sich der Bach in vielen oft wunderlichen Krümmungen, im Ganzen aber immer die östliche Richtung beibehaltend, zwischen tief eingerissenen Ufern auf sandigem, auch schlammigtem Grund in langsamer Bewegung an Aich und Grötzingen vorüber nach Ober-Ensingen und fällt unterhalb dieses Ortes in den Neckar. Die Farbe des Wassers ist nur bei sehr trockenem Wetter ganz klar, sonst röthlich und besonders gegen die Mündung hin, wo der Bach träg hinschleicht, trüb und schmutzig. Der Reichthum an Fischen, der sonst bei Ober-Ensingen nicht unbedeutend war, hat sehr abgenommen; doch finden sich hier noch Hechte und Aale, weiter aufwärts nur Weißfische und hie und da Barben und Gründlinge. Von der rechten Seite münden in die Aich, die Schaiach (Schaich), der bedeutendste Nebenbach der Aich: der von Dettenhausen her raschen Laufs in sandigem Bette zwischen bewaldeten Bergen der Aich zueilt, mit welcher er sich bei Neuenhaus vereinigt, und der Baierbach, ein kleines Bächlein von Schlaitdorf her, das bei Aich einfällt; von der linken Seite: der Bombach von Bonlanden,

  1. Nicht leicht findet sich ein Name in älteren und neueren Schriften, so verschieden geschrieben, als der dieses Flüßchens; man liest bald Ai, Aiha, Aja, bald Oi, Oeha oder Oiha, aber nie findet man aus früherer Zeit Aich oder Aych geschrieben, wie auch das Volk nicht spricht, welches vielmehr d'Aja sagt, was aber nach unserem schwäbischen Bauern Idiom fast wie d'Oje klingt. Der Name ist erst im vorigen Jahrhundert dem Dorf Aich accommodirt worden, welches aber früher Ech geschrieben wurde. Am richtigsten wird wohl Aia oder Aiach gesagt werden, wie auch Schaiach richtiger ist als Schaich, wie man nie gesprochen und früher auch nie geschrieben hat.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 017. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_017.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)