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geognostischen Verhältnisse, nach denen sich die Unebenheiten der Oberfläche (Terrainformen) strenge richten, wenigstens in ihren allgemeinen Umrissen zu Grunde legen; nach diesen zerfällt die Physiognomie des Oberamtsbezirks in zwei durchaus verschiedene Charakterzüge, in die Partie des Muschelkalks und in die des Keupers; letztere zerfällt wieder in zwei untergeordnete Gruppen, in den eigentlichen Stromberg, der hauptsächlich aus den mittleren und oberen Gliedern der Keuperformation besteht, und in die westliche Vorplatte des Strombergs, die von den unteren Keupergliedern gebildet ist (s. hier. den Abschnitt „Gebirgsarten und Mineralien“).

1. Die Muschelkalkgruppe, mit ihren theilweisen Bedeckungen von Lehm und Lettenkohlengruppe, breitet sich im Süden des Bezirks auf der rechten Seite der Enz aus und greift nur in mäßiger Ausdehnung auch auf die linke des Flusses; ferner erscheint sie in dem nordwestlichen Theile des Bezirks, wo sie in einem schmalen Streifen von Ölbronn über Klein-Villars bis Knittlingen hinzieht. Im Ganzen nimmt die Muschelkalkformation etwa 1/4 des Bezirks ein; sie besteht aus einer flachwelligen, von mäßig eingefurchten, häufig wasserleeren Thälchen durchzogenen Hochebene, welche gegen die namhafteren Thäler schroff und kantig abbricht; nur an Stellen, wo die Lettenkohlengruppe dieselbe bedeckt und bis an die Thalränder vorgreift, runden sich diese oben etwas mehr ab. Die Thäler des Muschelkalks sind hier enge, weil sie meist nur mit ihren Anfängen in den diesseitigen Bezirk eingreifen und erst weiter abwärts den eigentlichen Thalcharakter der Formation annehmen; eine Ausnahme macht das Enzthal, das schon zum echten Muschelkalkthal ausgebildet den Bezirk durchzieht; die Thalebene hat hier eine etwas namhafte Breite, der Fluß schlängelt sich in hufeisenförmigen Bögen und ist, wie allenthalben, an den Außenseiten der Bögen von steilen amphitheatralischen Wänden begleitet, während an den Innenseiten der Bögen flache Terrainausläufer den jenseitigen schroff und hoch ansteigenden Thalabhängen entgegen ziehen. Die mittlere Erhebung der Muschelkalkhochebene über die Meeresfläche beträgt auf der rechten Seite der Enz 1200′, während sie im nordwestlichen Theil des Bezirks bis zu 750′ herabsinkt.

2. Die Gruppe des Keupers nimmt die übrigen 3/4 des Bezirks ein und dringt von Norden und Osten bis gegen die westliche Grenze desselben vor. Über das Muschelkalkflachland erhebt sich kräftig die durch Thälchen vielfältig unterbrochene, ziemlich hohe Terrasse, von der langgestreckte, schmale Hügelrücken oder hügelige Ausläufer gegen das Flachland hinziehen; sie sind die ersten Vorläufer der Keuperformation, die untern Mergel, hinter denen sich bald die eigentliche, oben schroff abbrechende Steilterrasse erhebt, und wenn wir diese erstiegen haben, so sind wir auf der westlichen Vorplatte

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0003.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)