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Kleinbottwarthälchens, liegt gegen Nordwinde wohl geschützt der langgedehnte Ort Winzerhausen (alt Winzelhausen), welcher nur aus einer Hauptstraße und einer kurzen, gegen Norden ablenkenden Seitenstraße besteht. An den gut unterhaltenen Ortsstraßen sind die meist freundlichen hinter Obstgärten versteckten Häuser gedrängt hingebaut. Am südöstlichen Ende des Orts steht frei die 1832/34 in einem einfachen Styl neu erbaute Kirche mit zwei über einander gestellten Reihen Fenster an den Langseiten und einem viereckigen, schiefergedeckten Thürmchen (Dachreiter) auf der westlichen Giebelseite. Das durchaus weiß getünchte Innere der Kirche ist freundlich und hat außer einem sehr alten, in neuerer Zeit leider unschön bemalten Krucifix nichts bemerkenswerthes. Auf dem Thürmchen hängen 2 Glocken, von denen die größere von Karl Knittel in Canstatt 1863 gegossen wurde; die kleinere trägt die Umschrift: Georg Fohr in Heilbronn gos mich, in Gottes Namen leut ich. 1705. Die Baulast der Kirche steht der K. Hofdomänenkammer zu, welche auch die Kosten des Neubaus bestritten hat.[e 1]

Der am nördlichen Ende des Dorfs gelegene Begräbnißplatz ist mit einer Mauer umgeben. Im südlichen Ortstheil liegt das sehr ansehnliche Pfarrhaus, dessen Baulast in neuerer Zeit von der K. Hofdomänenkammer an die Gemeinde übergegangen ist.[e 1]

Das Schulhaus mit 2 Lehrzimmern und den Wohnungen für den Schulmeister und den Lehrgehilfen wurde 1827 erbaut.

Beinahe in der Mitte des Orts steht das 1831 erneuerte Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First.

Überdieß sind noch vorhanden ein Gemeinde-Backhaus mit 2 Backöfen und eine große Kelter mit 3 Bäumen und 2 Trotten.

Von größeren Privathäusern sind das sog. Schlößchen, das früher den Freiherrn v. Schütz gehörte, und das ehemalige Amthaus, wegen ihrer stattlichen Bauart, ihrer freundlichen Lage und großen Gärten erwähnenswerth.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 2 Schöpf- und 7 Pumpbrunnen; überdieß besteht noch eine ansehnliche Wette und die kleine Bottwar entspringt zunächst am Ort. Auf der Markung befinden sich 2 nie versiegende Quellen, der Teufelsbrunnen und der Seebrunnen; am Waldsaum südlich vom Abstetterhof bestand ein See, der in Wiesengrund umgewandelt wurde.

Den Verkehr vermitteln Vicinalstraßen nach Mundelsheim, Kaltenwesten, Auenstein und über Groß-Bottwar nach der 3 Stunden südlich gelegenen Oberamtsstadt.


Ergänzungen

  1. a b Ergänzung nach Beschreibung des Oberamts Backnang S. 334: In der Oberamtsbeschreibung von Marbach (S. 310) ist zu berichtigen, daß nunmehr die Baulast der Kirche in Winzerhausen der Gemeinde, und die des Pfarrhauses dem Staat obliegt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0310.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)