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Gebäude wurden mit dem Kloster und der herrlichen Kirche am 14. Jan. d. J. ein Raub der Flammen. Hoher Schutt füllte nun die Räume und die Stelle, auf der einst das Kloster stand, wurde allmählig in einen Garten umgewandelt. Indessen führte Herzog Eberhard III. auf den Grundmauern einzelner abgebrannter Gebäude wieder neue auf, namentlich die Wohnung des Hofmeisters, die untere und die obere Kelter, einige Scheunen etc. Aber auch diese erhielten sich nur theilweise und wurden entweder ganz abgebrochen oder verändert. Um den Gartenanlagen, die in dem Raum des Klosters immer mehr ausgedehnt wurden, mehr Licht und Wärme, auch der Beamtenwohnung eine freiere Aussicht zu verschaffen, wurden die Ruinen vollends abgebrochen und bis zum Jahr 1796 standen noch die stattlichen Mauern der großen Klosterkirche bis unter den Giebel. Die Mauern stehen jetzt nur noch als Umfriedigung des im inneren Raum der ehemaligen Kirche angelegten Gartens.

Ungeachtet der vielen Veränderungen zeugen doch noch die letzten Überreste von der Großartigkeit des abgegangenen Klosters; die innere Umfassungsmauer ist beinahe noch ganz erhalten und schließt neben schönen Gartenanlagen, Baum- und Gemüsegärten, Hofräumen etc. die ehemalige Wohnung des Hofmeisters mit dem daran stoßenden Fruchtkasten, jetzt zur Wohnung des Besitzers eingerichtet, die ehemalige Zehentscheuer, die Kelter mit 3 Bäumen und einer Schnellpresse und einige Ökonomiegebäude ein; an einem der letztern steht über dem spitzbogigen Eingang die Jahrszahl 1549. In der Nähe der abgegangenen Kirche ist in die Umfassungsmauer ein Stein eingemauert, der noch Schriftzeichen aus der frühromanischen Periode enthält und einer älteren Zeit als das Kloster selbst anzugehören scheint. Auch die äußere Umfriedigungsmauer ist größtentheils noch sichtbar, übrigens meist, bis auf einige Fuß über der Oberfläche, abgetragen. Die Gebäude und das umfriedigte Klostergut sind nun mit Ausnahme der Gemeindekelter im Besitz eines Privatmanns, welcher das Gut umsichtig und rationell bewirthschaftet.

Noch ist des in Privathände übergegangenen ehemaligen Schlößchens, das Rath Mütschelin 1624 erbaute, zu erwähnen; es ist in der Nähe des Klosters gelegen und zeichnet sich nur noch durch seinen massiven Bau und einen im Renaissancestyl gehaltenen Eingang aus.

Der sog. deutsche Hof in der Marktstraße war die Wohnung des deutschen, vom Kaiser eingesetzten Vogts.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)