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Gemeinde bedarf gegenwärtig Niemand. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht; der Weinbau ist untergeordnet. Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme einer Ölmühle, 2 Webereien, die auch nach Außen arbeiten, 2 Schildwirthschaften und 3 Krämer nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die natürlichen Verhältnisse sind günstig und gestattet den Anbau aller gewöhnlichen Kulturgewächse; bei einer gesunden, stets reinen etwas bewegten Luft, gehören Frühlingsfröste und Hagelschlag zu den Seltenheiten. Der Boden der mittelgroßen, wellig ebenen Markung besteht aus einem sehr fruchtbaren, milden tiefgründigen Lehm und nur wenige Morgen am Pfahlhofwald haben einen lettigen, minder fruchtbaren Grund.

In dreizelgiger Eintheilung mit vollständig angeblümter Brache wird die Landwirthschaft im allgemeinen und namentlich derzeit von Adlerwirth Herrmann mit vielem Eifer unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Schwärz’sche Pflüge, Sämaschinen, Walzen) betrieben. Zur Besserung des Bodens kommt neben dem gewöhnlichen Dünger, welcher, wie die Gülle, in zweckmäßig angelegten Düngerstätten gesammelt wird, auch Guano, Knochenmehl und für den ausgedehnten Kleebau Gips in Anwendung. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Halmfrüchte, Futterkräuter, namentlich sehr viel Luzerne, Kartoffeln, Ackerbohnen, Zuckerrüben, Reps, Mohn, Taback, Flachs und Hanf. Auf den Morgen rechnet man bei einer Aussaat von 6–8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber und 3 Sri. Gerste, einen Ertrag von 8–10 Scheffel Dinkel, 6–7 Scheffel Haber, 4–6 Scheffel Gerste, 2–4 Scheff. Mohn und 100–300 Sri. Kartoffeln. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–800 fl. Über den eigenen Bedarf werden viel Getreidefrüchte und Kartoffeln nach Außen abgesetzt; Zuckerrüben, Reps und Mohn kommen vorzugsweise nach Heilbronn zum Verkauf, während sich für den Taback Käufer aus verschiedenen Orten zeigen.

Die Wiesen, welche nur einen kleinen Theil der Markung einnehmen und nicht bewässert werden können, sind zweimähdig und liefern per Morgen etwa 40 Centner mittelgutes Futter; der höchste Preis eines Morgens beträgt gegenwärtig 800 fl., der niederste 300 fl.

Der Weinbau wurde vor etwa 40 Jahren ganz aufgegeben; in neuerer Zeit hat man jedoch angefangen denselben an südlichen Abhängen wieder einzuführen, so daß gegenwärtig etwa 10 Morgen Weinberge, die übrigens auf Hessigheimer und Mundelsheimer Markung liegen, vorhanden sind. Die Bauart ist die in der Umgegend

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)