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Von den auf dem Thurme hängenden 2 Glocken ist die große von Christian Ginther zu Königsbronn 1773, und die kleine von C. G. Neubert in Ludwigsburg 1798 gegossen worden.

Die Stiftskirche ist Eigenthum des Staats, der sie auch zu unterhalten hat.

An die südwestliche Ecke der Kirche ist das sehr ansehnliche, dreistockige Stiftsgebäude angebaut, das im zweiten Stockwerk die Wohnungen der Äbtissin und der Stiftsfräulein enthält, während das dritte Stockwerk unbewohnt ist. In einem von dem Gebäude rechtwinkelig vorspringenden Flügel ist die Wohnung des Stiftspredigers eingerichtet; an demselben steht über dem Eingang in den Keller die Jahrzahl 1713, die ohne Zweifel das Jahr der Erbauung des Stiftsgebäudes angibt. Das Stiftsgebäude ist Eigenthum des Staats. Die Kirche, das Stiftsgebäude, der großartige Garten, der Hofraum und mehrere ehemalige zum Stift gehörigen Gebäude, die jetzt theils in Privat-, theils in Staatshänden sich befinden, nebst dem zum Stifte gehörigen Begräbnißplatz waren mit einer Mauer umfriedigt, welche größtentheils noch erhalten ist und mittelst eines Thors, das bei der Kirche stand, abgeschlossen werden konnte.

Eine weitere Kirche, die Dorfkirche (St. Gallenkirche), steht in der Nähe (nördlich) der Stiftskirche; sie wurde im Jahr 1738 in einem nichtssagenden Style erbaut und enthält auch in ihrem flach gedeckten Innern nichts bemerkenswerthes. Der monströse, unten viereckige, gegen oben in ein Achteck übergehende Thurm ist mit einem Bohlendach, aus dem eine sog. Laterne sich erhebt, gedeckt und enthält 2 Glocken, von denen eine 1716 gegossen wurde, die andere, ebenfalls aus neuerer Zeit, trägt keine Jahrszahl. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde, deren Eigenthum sie ist.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (westlich) des Orts; auf denselben wurden früher nur die auf der rechten Seite des Söhlbachs und der Bottwar wohnenden Einwohner, die auf der linken Seite wohnenden aber auf den Kirchhof bei der Peterskirche beerdigt. Die dem Stifte unmittelbar angehörigen Personen wurden in der Stiftskirche beigesetzt und die Unterbeamten und Diener des Stifts kamen auf den Stiftsbegräbnißplatz.

Die Peterskirche mit dem sie umgebenden Kirchhof liegt etwa 10 Minuten nordöstlich von Oberstenfeld auf einer sanften Anhöhe zwischen den Thälern der Bottwar und des Söhlbachs, einen freien Ausblick über die lieblichen Thalgründe und über die mit Burgruinen gekrönten Vorberge der Löwensteiner Berge gewährend.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)