Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Säulchen getheiltes Doppelfensterchen. Ein Rundbogenfries schließt das dritte Stockwerk ab.

An dem dreischiffigen Langhaus hat sich am Mittelschiff der ursprüngliche romanische Styl noch erhalten, während die Seitenschiffe an den Langseiten theils in den spätgothischen, minder schönen Styl, theils ganz styllos verändert wurden und nur die südliche Abside, die nördliche ist verbaut, ziert noch den Schluß des Seitenschiffs; an ihr laufen von dem wohlgegliederten Sockel Dreiviertelssäulen bis zum Rundbogenfries des Daches. Die Säulen haben attische Basen und tragen würfelähnliche, mit Laubwerk und Voluten einfach gezierte Kapitäle. Dieser Abside ist in neuerer Zeit ein Verputz gegeben worden, wodurch sie leider an ihrer ursprünglichen Schönheit verloren hat. Das 150′ lange und 50′ breite Innere der Kirche zerfällt in 3 Abtheilungen und zwar: in das eigentliche Langhaus, das bis in die Mitte der ganzen Kirchenlänge reicht; es ist eine dreischiffige flachgedeckte Basilika von je 5 Säulen, deren kräftige Würfelknäufe gedrückte spitzbogige Arkaden tragen. Von hier führen 8 Stufen über die Gewölbe der Krypta in die zweite Abtheilung, einen Pfeilerbau mit zwei quadratischen, einst von hohen Gurtkreuzgewölben überspannten Feldern. Von diesem Raum gelangt man über 11 Stufen, welche über das Gewölbe des Kryptenanbaues führen, in den eigentlichen Chor, nämlich in das zweite mit einem Kreuzgewölbe versehene Stockwerk des Thurms. Die Seitenschiffe setzen sich bis an den Thurm eben fort und schließen mit halbrunder Abside.

Im eigentlichen Chor befinden sich schön gothisch gehaltene, mit Schnitzwerk gezierte Chorstühle, die leider wie noch vieles andere innerhalb und außerhalb der Kirche, unkünstlerisch getüncht wurden. Überdieß enthält der Chor einen alten einfachen Altar mit dem Sepulchrum in der Mitte, und an der Chorwand ist ein Sakramentkästchen angebracht, das neben romanischen Charakteren, auch früh- und spätgothische zeigt; oben steht die Jahreszahl 1214.

In der Abside des südlichen Seitenschiffs befindet sich die von Weiler’sche Kapelle mit Begräbnißstätte, die neben mehreren auf dem Boden liegenden, unleserlich gewordenen Grabplatten, ein großes an der Wand stehendes Grabdenkmal enthält, auf dem ein Ritter und seine Frau knieend einander entgegengekehrt, dargestellt sind; unter ihnen sind die Wappen der v. Weiler und der Willich angebracht. Der Sockel enthält folgende Inschrift: Anno dom. 1585 am 2. Tag Martius starb der edel und vest Wolfgang v. Weiler zu Liechtenberg dem Got gnad amen. Anno dom. 1585 am 10. Tag Aprilis starb

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)