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veränderte rundbogige Eingänge; über einem derselben steht die Jahrszahl 1602, welche ohne Zweifel die Zeit der Veränderung angiebt. Der viereckige Thurm ist in seinen untern Gelassen alt und enthält Fenster aus der frühgothischen Periode; die oberen Stockwerke wurden in einem unschönen Styl im Jahr 1842 aufgebaut; in diesem Jahr wurden auch die 3 vorhandenen Glocken von Neubert in Ludwigsburg umgegossen. Das weiß getünchte Innere der Kirche enthält die Bilder der 4 Evangelisten nebst einem Kruzifix, von Schweizerbarth gestiftet, ferner einen alten gothischen Taufstein und eine in neuerer Zeit restaurirte, 1785 gefertigte Orgel. Das untere Stockwerk des Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt, hat ein Kreuzgewölbe, dessen scharf profilirte Gurten von Fratzengesichtern ausgehen und am Kreuzungspunkt einen Schlußstein mit Rosette enthalten. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde.

Auf einer Anhöhe etwa 1/8 Stunde südlich vom Ort liegt der ummauerte Begräbnißplatz, welcher neuestens durch die Freigebigkeit eines auswärts wohnenden Mundelsheimers namhaft vergrößert und verschönert wurde. Auf demselben steht die im gothischen Styl erbaute St. Kilianskirche, ehedem die Mutterkirche, mit spitzbogigen Eingängen und Fenstern, aus welch letzteren das Maßwerk herausgebrochen wurde. Der in seinem unteren Geschoß viereckige Thurm geht gegen oben in ein Achteck über, dem ein hölzernes Stockwerk mit achtseitigem Zeltdach aufgesetzt ist. Das Innere der Kirche ist ganz unbedeutend; im Langhaus befinden sich zwei Grabdenkmale, das eine von Catharina Heynlin von Berckzabern, † 1595, das andere mit der nur theilweise noch leserlichen Inschrift anno dom. 1461 starb … von Veringen … Vom Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den Chor, der mit einem scharfgurtigen Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein ein Kleeblatt sich befindet, gedeckt ist; in demselben sind mehrere, zum Theil sehr alte unleserlich gewordene Grabdenkmale vorhanden, unter anderen: 1) von Johann Wolff der Rechten Licentiat, so bei Lebzeitten Pfalz- und Markgräflicher Rath und 18 Jahr Amptmann allhier war etc., † 1600 d. 23. Mai. 2) Von Maria Magdalena geb. Nieffernburg des Johann Wolff Hausfraw, † 1581 etc. 3) Von Christiana vom Geschlecht der Büthel, Ehefrau des Johann Wolff etc. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde.

Das vor etwa 15 Jahren vergrößerte Schulhaus enthält 4 Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters, des Unterlehrers und des Lehrgehilfen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)