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sich häufig aufhielten, und i. J. 1482 der wichtige Münsinger Vertrag geschlossen worden ist. Die Oberamtey war ein Schloßnebengebäude; beyde Gebäude waren, so viel sich noch erkennen läßt, zusammen von Mauern und Graben umgeben, und das Schloß hatte also seine eigene, von der Stadt abgesonderte Befestigung. Außerhalb befindet sich der Hundszwinger, und am Ende desselben steht das ehemalige Hofjägerey-Gebäude. Das Rathhaus war das Jagdzeughaus.

Die Kirche ist unansehnlich, in ihrem Innern auch unfreundlich. Sie wurde, wie die meisten altwürtembergischen Kirchen, gegen das Ende des 15ten Jahrhunderts neu gebaut. An einer Wendeltreppe (Schnecke) im Chor steht die Jahrzahl 1495 eingehauen, und an dem Glockenstuhl die Jahrzahl 1488, um die große Glocke selbst aber 1487. Im Jahr 1343 stiftete der Ritter Joh. Mager (ein Beyname, der Späte) und die Bürgerschaft zu Münsingen die Hauptmesse (Missa primaria); unter dem Stiftungsgute kommen auch Güter zu Auingen vor; 1354 geben die Grafen Eberhard und Ulrich von Würtemberg ihre Einwilligung zur Stiftung einer Frühmesse, welche durch Ulrich von Elrbach (Ellerbach) zur Sühne für die Ermordung Lucas von Stöffeln geschah. Vor der Reformation war auch Trailfingen Filial von Münsingen. Münsingen hat den großen Vorzug unter den Alporten, daß es keinen Wassermangel leidet, und Röhrbrunnen hat, welche ihre Quellen an dem Hungerberg haben.

Die Bevölkerung von Münsingen war nie bedeutend, eben so war es auch die Stadt selbst wohl nie. Die Münsinger und mit ihnen manche Chroniken behaupten zwar, daß die Stadt ehemals sehr groß gewesen sey, so daß Dottingen die untere, und Auingen die obere Vorstadt ausgemacht habe: allein diese Behauptung findet man fast bey allen Städten, und sie hat ihren guten Grund in den zerstreuten Wohnsitzen, welche ehemals zu einem Gemeindebezirk gehörten; zu der alten Münsinger Markgenossenschaft oder Volksgemeinde mag allerdings auch Dottingen und Auingen gehört haben. In den 10 Jahren

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)