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Die Schafzucht wird von der Gutsherrschaft in mäßiger Ausdehnung (etwa 150 Stück spanische Bastarde) betrieben; die Schafe finden im Ort Überwinterung und die Wolle kommt nach Kirchheim zum Verkauf.

Die Schweinezucht ist unbedeutend, so daß die meisten Ferkel (englische Bastarde) von Außen aufgekauft und größtentheils für den eigenen Bedarf gemästet werden.

Die Bienenzucht wird besonders von dem gegenwärtigen Schulmeister des Orts, der vor einigen Jahren einen Preis erhielt, mit großem Eifer betrieben.

Was die Gewerbe betrifft, so sind die gewöhnlichen Handwerker vorhanden, von denen einzelne Schneider und Schuster auch nach Ludwigsburg arbeiten; überdieß bestehen zwei Schildwirthschaften, zwei Kramläden und fünf Branntweinbrennereien.

Die frequente Vicinalstraße von Ludwigsburg nach Geisingen, Pleidelsheim etc. führt durch den Ort und überdieß ist eine auf die Ludwigsburg–Benninger Landstraße führende Vicinalstraße angelegt. Die Entfernung bis zu der südlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt eine Stunde und bis auf den Bahnhof daselbst 5/4 Stunden. Über den Mühlbach bestehen zwei steinerne Brücken.

Die Gemeindepflege besitzt Activ-Kapitalien, dagegen ist die Stiftungspflege ziemlich unbemittelt (s. Tab. III.). Die vorhandenen Armenstiftungen, welche größtentheils von der Freiherrlichen Familie v. Kniestädt herrühren, tragen jährlich 20–21 fl. Zinse, die zu Brod für Arme verwendet werden. Von den Gemeindegütern erhält jeder Ortsbürger etwa 15 Ruthen zur Benützung, dagegen fließt der Ertrag der auf diesen Gütern stehenden Obstbäume in die Gemeindekasse, was derselben im Durchschnitt eine jährliche Rente von etwa 100 fl. sichert.

Der zur Pfarrei, wie zur Gemeinde gehörige Gestütshof hat 1/2 Stunde westlich von dem Mutterort im untern Park eine abgeschiedene stille Lage und besteht aus einem einfachen Wohngebäude und mehreren Schafställen (s. die Ortsbeschr. von Eglosheim).

Östlich von Heutingsheim stand oben an dem Abhange gegen das Mühlbachthal die Burg Kasteneck, auf der die Kastner von Heutingsheim ihren Sitz hatten; die letzten Reste derselben (ein mit Wassergraben umgebener Hügel) wurden im Jahr 1835 eingeebnet, so daß nun die Burg beinahe spurlos verschwunden ist. Die früher auf dem Burghügel gestandene Kapelle wurde im Jahr 1806 abgebrochen. Zunächst (westlich) der Burgstelle führt eine Flur die Benennung „Schelmengraben.“

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0228.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)