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und eine Industrieschule. Ein Liederkranz besteht schon längst zur Ausbildung des Gesangs.

Die Stadt hat das Recht, jährlich 12 Viehmärkte, von denen 6 zugleich Krämermärkte sind, abzuhalten; jeden Mittwoch ist Wochenmarkt mit offener Fruchtschranne, letztere wird ziemlich besucht und hat nach 10jähriger Durchschnittsberechnung einen jährlichen Umsatz von 3479 Scheffel Frucht und 19.579 fl. 12 kr. Geld.

Es ist hier ein Poststall mit Postexpedition, da die Poststraße von Stuttgart über Leonberg nach Calw durch die Stadt führt. Außer der häufig benutzten Vicinalstraße über Magstadt nach Stuttgart befördern den Verkehr noch weiter die Vicinalstraßen über Merklingen nach Pforzheim, nach Malmsheim, nach Möttlingen, nach Simmozheim, nach Ostelsheim und über Schaffhausen nach Herrenberg. An Brücken sind zwei steinerne und eine hölzerne vorhanden. Das noch ausnahmsweise stattfindende Pflaster- und Brückengeld wirft der Stadt im Durchschnitt jährlich 370 fl. ab

Außer dem täglich hier durchgehenden Eilwagen zwischen Stuttgart und Calw fahren wöchentlich einige Mal Boten nach Calw. Der Amtsbote geht dreimal in der Woche nach Leonberg.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet und gut beschaffen. Schon von der vormaligen Reichsstadt hatte der Staat in Folge der Mediatisirung nur 7500 fl. Schulden zu übernehmen (s. Herdegen, Württ. Staatshaushalt, S. 458). Jetzt hat die Stadt noch etwa 800 fl. Schulden; ihre Einkünfte reichen aber hin, diese zu verzinsen, ohne daß Gemeindeschaden umgelegt wird. Außer den schon gedachten Waldungen besitzt die Gemeinde als Grundeigenthum noch ein 250 Morgen großes Hofgut auf Möttlinger Markung, welches gegenwärtig um 1050 fl. verpachtet ist, ferner einzelne auf der Markung Weil der Stadt liegende Güter, deren jährlicher Pacht etwa 600 fl. beträgt; auch ist ihr Kapitalvermögen nicht unbedeutend, s. Tab. III. Das Vermögen der Stiftungspflege besteht in etwa 35.000 fl. Activkapitalien; außer den Zinsen hieraus hatte dieselbe noch von etwa 100 Morgen den großen Zehenten zu beziehen, der nun zur Ablösung angemeldet ist. Unter diesem Vermögen befinden sich namentlich 4300 fl. Kapital, von dem aus der Stadt gebürtigen Bischof Gall zur Verbesserung der Schulen gestiftet. Christoph Ruff, Kirchherr zu Flacht, stiftete im Jahr 1494 für zwei unbemittelte, die Theologie studirende Jünglinge 400 fl. Was von früheren geistlichen Pfründen noch übrig ist, wird gegenwärtig unter dem Namen Kirchenpflege (früher fünfzehen Geistlichen-Pflege) verwaltet.

Den Grund zu dem Hospital zur heil. Maria oder zu unserer lieben Frauen legte eine Bürgerin zu Weil, Helene Brodbeck, welche sich dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)