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und Burg Heimsheim und das Dorf Perouse seiner Gattin auf deren Lebenszeit. Nach ihrem Ableben wurde Heimsheim Kammerort.

Die Ritterschaft des Cantons Neckar-Schwarzwald hatte hier noch zum Theil die Collectation; solche wurde jedoch im Jahr 1769 im Tausch an Württemberg überlassen (Cramer, Nebenstunden 112, 600).

Den sog. Kammerschen- oder Theilwald erkaufte die Herrschaft von den 64 Mitbesitzern für 19.000 fl. im Jahr 1829

Von Klöstern war hier namentlich Bebenhausen begütert, wenigstens seit dem 16. Okt. 1282; es traf am 25. Mai 1297 einen Vertrag mit dem Grafen Rudolf dem Scherer von Tübingen und erhielt für seine meisten hiesigen Güter Freiheit von Steuern und andern Lasten zugesichert, wogegen es sich verbindlich machte, keine Güter mehr daselbst zu kaufen, und wenn es solche durch Schenkung bekäme, sie binnen Jahresfrist wieder zu veräußern.

Am 13. Dez. 1456 verlieh K. Friedrich IV. dem Städtchen seine alten Wochen- und Jahrmärkte wieder, worüber die Urkunde zu Grunde gegangen war; der Jahrmarkt ging zwar wieder ein, wurde jedoch im Jahr 1588 neu aufgerichtet.

Im 15ten Jahrhundert bestund hier eine Pfarrei, eine Frühmesse zum h. Kreuz und 4 Altarpfründen: 1) zur h. Katharina, 2) zu allen Heiligen, 3) zur h. Agnes, 4) zum h. Johannes dem Täufer (Würdtwein Subs. 10, 339). Am 5. Okt. 1554 übergab Hans Dietrich von Gemmingen das jus patronatus advocatiae und collaturae der Pastorei, desgl. der Allerheiligen-Caplanei-Pfründ, das Meßneramt und die Heiligen-Pflegschaft an den Herzog Christoph zu Württemberg, und so hat nun heutzutage die Krone die Nomination zur Pfarrei.

Die berühmteste Begebenheit des Ortes ist die Niederlage, welche Graf Eberhard der Milde im Jahr 1395 der Adelsgesellschaft, den Schleglern, hier beibrachte. Drei Häupter dieses Bundes, die sich Schlegelkönige nannten, Wolf von Stein, Reinhard und Friedrich von Enzberg, wollten, auf die Festigkeit des hiesigen Schlosses vertrauend, jedem Angriff trotzen. Da steckte der Graf am 24. Sept. genannten Jahres den Ort in Flammen, vertrieb die Schlegler von der Burg, deren Inbau er ausbrannte, und nahm 6 derselben gefangen, worunter die ebengenannten Könige. Diesen wurde jedoch Begnadigung zu Theil gegen das Versprechen, nicht mehr wider den Grafen zu seyn (Sattler, Grafen, 2. Beil. Nr. 9. 10.).

Im Jahr 1634 nach der Nördlinger Schlacht wurde Heimsheim fast ganz in Asche gelegt; das Städtchen kam damals durch Hunger und Pest so sehr herunter, dass von einer Seelenzahl von mehr als 2000 Einwohnern nur noch 85 übrig blieben. In den Jahren 1692 und 1693 erlitt es Plünderungen durch die Franzosen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)