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und jeder der 72 ältesten Bürger hat 3/4 M. Gütergenuß. Sämmtliche Zehenten bezieht der Staat, nur in Steinheim und Sontheim steht der kleine der Pfarrei zu, und Bibersohl ist zehentfrei. Frohnen sind abgelöst jährl. 48 fl. 35 kr. An Beeden vorerst jährl. 2 fl. 10 kr. Die übrigen sind in Verhandlung.

1) Steinheim am Albuch, Marktflecken, Sitz eines Revierförsters, liegt in dem oben erwähnten flachen Thalkessel, 13/4 geom. St. westlich von Heidenheim, wohin eine, in die Wilhelmsstraße einmündende gute Vicinalstraße führt; mit 1646 Einw. (darunter 14 Kathol.) in 233 Wohnhäusern. Der Ort hat ein ziemlich gutes und reinliches Aussehen, besonders die lange Hauptstraße, durch welche der Weg nach Heubach und Gmünd führt. Strohdächer werden seltener. Kirche, Pfarrhaus und eines der Schulhäuser liegen etwas abgesondert, erhöht, von angenehmen Wiesen umgeben. Die Pfarrkirche, ein wohlgebautes, geräumiges und helles Gebäude, wurde 1778–79 aufgeführt. Sie hat 1822 eine gute Orgel erhalten. Die Baulast hat die Commun zu tragen. Die Stiftungspflege, welche die Kultkosten trägt, hat 450 fl. jährl. Einnahme. Der Begräbnißplatz liegt hinter der Kirche. Das Pfarrhaus gehört dem Staat. Die Schule hat drei Lehrer, und befindet sich in zwei Gebäuden, von welchen das eine, schon erwähnte, 1828 neu erbaut, das andere unten im Dorfe 1840 erkauft und 1841 für seinen Zweck gehörig eingerichtet wurde. Ein Stiftungscapital von 400 fl. ist mit der Bestimmung der Anschaffung von Bibeln und Schulbüchern vorhanden. 1837 erbaute die Gemeinde ein neues Rathhaus. Es bestehen fünf öffentliche Backhäuser, in welchen jeder Bürger sein Brod selbst backt. Für die kleinen Kinder der ärmeren, im Tagelohn arbeitenden Leute sorgt eine Bewahranstalt. Ein Liederkranz übt erwünschten Einfluß auf einen bessern Geschmack der Jugend in der Auswahl ihrer Gesänge. – Der als ascetischer Schriftsteller und Dichter bekannte und in einem weiten Kreise geschätzte Philipp Heinrich Hiller lebte hier als Pfarrer und starb den 24 April 1769. – Als Denkwürdigkeit ist anzuführen, daß Steinheim von 1832–1838 neunmal von Brandunglück – wahrscheinlich durch die Bosheit eines und desselben Individuums veranlaßt – heimgesucht wurde, wobei im Ganzen 27 Gebäude in Flammen aufgiengen.

Auf der Südseite des Fleckens erhebt sich der Klosterberg, zusammenhängend mit dem durch groteske Felsenformen ausgezeichneten Steinhirt. Jener trug ehemals ein Augustinerkloster, das später mit Königsbronn vereinigt, eine Expositur des letztern Klosters (s. unten), und nach dessen Aufhebung eine herrschaftliche Mayerei unter dem noch jetzt gebräuchlichen Namen Klosterhof war, jetzt aber zehentfreies Gemeinde-Eigenthum ist. Am westlichen

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_283.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)