Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an welchem man Münzen und andere Erinnerungszeichen an römische Anwesenheit gefunden hat; die Berghalde oder den westlichern Rand des Brenzthals, an welchem hin ein sehr reizender Spaziergang nach Mergelsterten führt; das Schloßhäule, ein angenehmes Wäldchen unweit des Schlosses, ein beliebter Spaziergang, wo noch ein runder künstlicher Hügel mit einem Graben sichtbar ist und vielleicht eine römische Warte stand; die Pappelallee nach der Schmelzofenvorstadt etc. Am meisten aber zieht die Blicke auf sich


das Schloß Hellenstein,

gewöhnlich das Heidenheimer Schloß genannt, senkrecht über der Stadt, auf einer gewaltigen Felsmasse, die von drei Seiten frei steht, und nur auf der Südseite mit der westlichen Brenzthalwand zusammenhängt. Am jähen Absturz, einige Klafter unter dem Schloß, befindet sich eine schwer zugängliche Höhle, das Heidenloch oder Uhuloch genannt, von der sich das Volk mit Schatzgräbergeschichten und Geistermährchen trug. Im März 1519 wurde das alte Schloß Hellenstein durch den schwäbischen Bund beschossen und eingenommen (Sattler, Herzoge 2, 10), aber von Herzog Ulrich im J. 1537 neu aufgebaut. Seines jetzt zerrütteten Zustandes ungeachtet ist das Schloß Hellenstein noch immer die erste Zierde des ganzen Brenzthales. Sein Umfang beschreibt ein längliches Viereck mit Eckthürmen, Rondelen und Bastionen. Die Herzoge Ulrich, Christoph und Friedrich thaten viel für Herstellung, Befestigung, und besonders der letztere, für Verschönerung des Schlosses. Von H. Friedrich rührte ein schöner, runder, ausgemalter Saal, der erst im Anfang dieses Jahrhunderts mit dem Rondel, das ihn trug, abgebrochen wurde. Im 30jährigen Kriege, in welchem Hellenstein im Sept. 1634 von den Kaiserlichen besetzt und im J. 1635 in bayrischen Besitz übergegangen war, wurde diese Burg im J. 1648 von den Franzosen und Schweden erobert und im J. 1649 von den Franzosen dem Herzog Eberhard III. von Württemberg wieder eingeräumt. Im J. 1693, während der französischen Invasion, befand sich Herzog Eberhard Ludwig mit seinem Hofstaat, und 1734 die Gemahlin des H. Karl Alexander auf der Flucht hier. Früher war die Feste von einem Burgvogt, später nur von einem Zeugwart bewohnt, der bei entstandener Feuersgefahr Signalschüsse zu thun hatte. Im J. 1801 lagen zwei Kompagnien Fußvolk in Garnison hier, und 1814 wurde ein Militärspital eingerichtet. Bei dieser Gelegenheit verlor auch die Schloßkirche ihre Bestimmung, in welcher früher jeden Pfingstmontag ein Vormittags-Gottesdienst Statt hatte. Diese Kirche wurde zum Spital gezogen, und nachdem dieser aufgehoben worden war, dieser ganze Theil des Schlosses zu einem herrschaftlichen

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)