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obern weißen Jura an. Obgleich andern Orts diese Formation nur einförmig zu seyn pflegt, so gibt es doch kein Oberamt im Königreich, das sich durch die Mannigfaltigkeit der hier hin gehörigen Gesteine und durch Reichthum an Petrefakten so auszeichnete, dessen berühmte Fundgruben, wie Nattheim, Heidenheim, Giengen etc., deutschen und ausländischen Geologen so bekannt wären, als das Gebiet hier am äußersten Ende des Württemberger Landes. [1] Dazu kommen noch die großen Vorräthe von Bohnenerzen in den Thonen der Kalkspalten, die Süßwasserbildungen mit ihren zahllosen Schneckenschalen, und die Muschelnmassen, welche an dem südlichen Ende auf den Feldern zu Tage stehen. Diese Zeugen einer längst vergangenen Weltordnung bieten dem Geognosten Ersatz für die Eintönigkeit der Alpfläche, die hier selbst durch die Thäler nur wenig unterbrochen wird. Denn die Hochebene des Kalkes ist gegen den nachbarlichen Donauspiegel bereits so weit herabgesunken, daß die Felsen und Bergränder der Thäler nur eine untergeordnete Höhe erreichen können und das geringe Gefälle dem Brenzwasser nur einen schleichenden Lauf gewährt.

Der weiße Jurakalk, (Quenstedt, das Flözgebirge Württembergs, S. 447), nach allen Richtungen zerklüftet, und wegen fast gänzlichen Mangels an Thongehalt nicht fähig, das Wasser zu halten, fesselt zuerst über dem blauen Spiegel des Brenztopfs in einem kolossalen Felsenklumpen unsere volle Aufmerksamkeit. Zwar finden wir noch weiter aufwärts, auf der Wasserscheide zwischen Kocher und Brenz, ein System geschichteter Kalkbänke mit kanalikulirten Belemniten unter den plumpen Felsenkalken, die der obern Hälfte des mittlern weißen Jura (δ) angehören, allein nur hier im Norden; weiter südlich verschwinden sie schnell unter der Oberfläche. Gerade die Nähe dieser vielgenannten Wasserscheide an der Gränze des obern weißen Jura beweist, daß die hiesigen Alpthäler mit den südwestlicheren noch gleiche geognostische Beschaffenheit theilen, so sehr es auch auffallen mag, daß wir ebenen Wegs

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_021.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Wir finden in dieser Beziehung unsere Gegend schon erwähnt in Keyßlers Reisen (1751) S. 95. Vgl. Schröters Abhandl. im 18. Stück des Naturforschers. Halle 1782. Landwirthschaftl. Correspondenzbl. 1824. II. S. 16 ff.