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ein um so interessanteres Baudenkmal, als romanische Reste nichtkirchlicher Architektur so äußerst selten sind. Namentlich ist der kleine Thurm auf diesem Gebäude von den schönsten Verhältnissen. (Kunstblatt a. a. O. und Jahresbericht des wirt. Alterthumsvereins, 1844, wo auch eine Abbildung durch Hrn. Prof. v. Mauch).

Capellen waren in älteren Zeiten noch mehrere vorhanden: die zum heil. Bartholomäus war die älteste; die zu St. Michael auf dem innern Thorbau, die Erhardscapelle, die Mariencapelle u. a. werden 1329 bis 1520 genannt.

In den vorerwähnten 12 Gebäuden ist das etlich und dreißig Mann zählende anwesende Ehren-Invalidencorps untergebracht; die Wohnung des Commandanten steht außerhalb der Ringmauern. Für die Kinder der Invaliden besteht eine eigene Garnisonsschule. Nach seiner Säcularisation diente Comburg einige Zeit zur Residenz des Prinzen Paul von Württemberg und seiner Gemahlin, die ihm hier am 21. Februar 1808 den Prinzen Friedrich Königl. Hoheit gebar. Zu Ende des J. 1816 wurde das königl. Ehren-Invalidencorps von Stuttgart hierher verlegt. Daß hier früher der Sitz eines Stabsamtes und Cameralamtes war s. oben S. 112.

Auf dem Berge, wo nun Comburg, stand einst eine Burg mit einer Colonie von Hintersaßen und Dienstleuten. Sie hieß von dem nahen Fluß „Kochenburg“ (nach einer Urkunde von 1080 „oppidum Cochenburg“) woraus später durch Zusammenziehung Camberg und Comburg entstand. Hier saß ein reichbegütertes, mächtiges Dynastengeschlecht, das ohne Zweifel von den Kochergaugrafen abstammte und sich bald Grafen von Comburg und bald Grafen von Rothenburg an der Tauber schrieb (Bensen hist. Unters. über Rothenburg S. 56. Pfaff in den württ. Jahrb. 1844, I. 171. Stälin a. a. O. I. 571. 591. II. 412 etc.) Der Erste dieses Geschlechtes, welcher urkundlich genannt wird, ist Graf Burkhard von Comburg, 1037 als Schirmherr des Stiftes Oehringen bezeichnet (Wibel a. a. O. II. 10). Widemann will wissen, daß schon ums Jahr 890 ein Graf Richard dieses Geschlechtes von einem andern Geschlechte die Burg, die bis dahin vom Bisthum Augsburg zu Lehen gegangen sey, erworben, von diesem Verbande frei gemacht und neu aufgebaut habe. Im J. 1078 finden wir aber vier Brüder dieses Hauses, wahrscheinlich Söhne eines zweiten Grafen Richard, [1] nämlich Burkhard,


  1. Den Chroniken zu Folge hatte Graf Richard (nach Stälin der letzterwähnte) zwei Brüder: Emehard und Rugger. Emehard, nach andern Richard, habe die Pfarreien Reinsberg und Thüngenthal gestiftet, auch das neue Münster in Würzburg gebaut.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0246.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)