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Zunahme der Bevölkerung rührt bloß von dem Überschusse der Eingewanderten über die Ausgewanderten her, welcher sich auf 531 Personen (229 männl., 302 weibl.) belief. Der gesammte Zuwachs betrug daher 437 (207 männl., 230 weibl.).

Bei der Aufnahme im Jahr 1832 lebten hier 691 Personen, welche in einem Alter von mehr als 60 Jahren standen; es kamen daher auf 1000 Einwohner 109 Übersechszigjährige.

Juden waren schon sehr frühe hier. Noch heißt ein Platz in der alten Stadt der Judenmarkt, (s. oben). Sie hatten eine besondere Gasse, die den Raum vom jetzigen Schlachthaus bis an den Kocher hin einnahm. Beim Sulfurthurm stand ihr Bad; wo nun das Schlachthaus, stand ihre Schule. „Das gemalte Steinhus an der Judenschul“ nennt eine Urkunde von 1356. König Ludwig bewilligte ihnen 1342 von 1 Pfund Heller wöchentlich zwei Heller zu nehmen. Sie wurden, der Sage nach, weil sie ein Christenkind gestohlen und in Hagenbach ermordet, wahrscheinlicher aber wegen ihres Wuchers, 1348 eingezogen, gefoltert und im Neuburger Thurm theils erstickt und theils verbrannt. An die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg, als pfandschaftliche Besitzer des hiesigen Schultheißenamtes, mußten 1349 wegen Tödtung und Plünderung der Juden 800 fl. bezahlt werden; auch gab Kaiser Carl IV. aller Juden Gut der Stadt als Eigenthum zu geniesen. Weil dieser aber 1373 den Schutz über die haller Juden dem Grafen Kraft von Hohenlohe übertrug, so jagte die Stadt die Juden aus ihren Thoren. Sie flüchteten sich nun zu dem damaligen Besitzer der Burg Bielrieth, einem hohenloheschen Burgmann; allein dieser verjagte sie bald hernach ebenfalls und behielt ihre Güter. Noch 1393 waren in Hall Juden ansäßig; doch finden sich später keine mehr. Erst in neueren Zeiten nahm die Stadt wieder einige Juden auf, die bis 1802 in Unter-Limpurg wohnten.

Was den sittlichen Zustand der Stadtbewohner betrifft, so verweisen wir auf III. 2. des allgemeinen Theils. Dasselbe (S. 54) gilt von den alten Siedern.


    Gestorbenen überwogen: 1784 um 102, 1785 um 5, (1786 unbekannt), 1787 um 3, 1789 um 26, 1790 um 17, 1794 um 32, 1795 um 4, 1797 um 54, 1798 um 79, 1802 um 29, 1803 um 56 Personen. Dagegen wurden die Gestorbenen überwogen durch die Geborenen: 1788 um 40, 1791 um 20, 1792 um 17, 1793 um 18, 1796 um 12, 1799 um 15, 1800 um 11, 1801 um 48, 1804 um 7 Personen. In diesen 20 Jahren starben also 219 mehr, als geboren wurden. Da die Einwanderungen zunächst diesen Ausfall decken müssen, so kann die Zunahme der Bevölkerung (diese schon 1803 mehr als 5000) nicht rasch geschehen.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)