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die Gesichtsformen des männlichen wie des weiblichen Geschlechts sind gefällig und mehr länglich als rund; jedoch mangelt der gegenwärtigen Generation die ältere dauerhafte Constitution der Groß- und Urgroß-Eltern, und die Conscriptionslisten der letzten 25 Jahre ergeben immer mehr Defektuosität unter den jugendlichen Bewohnern durch Verkrüpplung, Schwächlichkeit und Kropf, als in andern Oberämtern.[1]

Der Gesundheitszustand ist, so verschieden auch die Lage der einzelnen Orte, gut. In der Thalgegend ist der rheumatisch-katarrhalische Krankheitscharakter der vorherrschende, bedingt durch den raschen Temperaturwechsel in den Thalklüften und Schluchten im Frühlinge und Herbst, und durch Zugwinde; in den höher gelegenen Gegenden des Oberamts prädominirt der entzündlich-rheumatische Charakter. Diese Momente bedingen einerseits das Vorkommen der rheumatischen und katarrhalischen Brustaffekte, andererseits das Auftreten der Brust- und Lungen-Entzündungen, des hitzigen Gliederwehs, des Friesels, des Schleimfiebers.

Epidemische Krankheiten gehören im Oberamte zu den größten Seltenheiten, und sie kamen größtentheils nur durch äußere Veranlassungen vor.

Von der Anlage zu Endemien zeugen die Stadt und ihre Vorstädte, sodann besonders die Amtsorte: Gelbingen und Steinbach, Westheim und Bibersfeld, Sulzdorf und Eschenau, Unter-Sontheim und Gailenkirchen. An gedachten Orten sind die Scropheln und die englische Krankheit, sowie der Kropf einheimisch; sie dürfen als endemische, auf endemisch-schädlichen äußeren Einflüssen beruhende, Übel betrachtet werden. Die Scropheln scheinen sich durch Anerbung fortzupflanzen und fast Volksendemie genannt werden zu können. Kinder zwischen dem 2–15. Jahre ohne Scropheln oder ihre Ab- und Aus-Artungen sind hier eine Seltenheit; es gibt Familien von 6–8 Kindern, wo kein einziges von diesem Erbtheil frei ist; die Krankheit zieht sich noch bis in das späte alternde Leben hinauf.


  1. Die Resultate der Rekrutirungslisten von 5 Jahren sind:
    Die mittlere Größe der Conscriptionspflichtigen ist   5′ 8′ 12″
    Unter 1000 besitzen eine Größe von 6′ und darüber 5′ 8′ 210
    Unter 1000 besitzen eine geringere Größe als 5′ 5″ 5′ 8′ 209
    Unter 1000 sind Gebrechliche 5′ 8′ 428
    unter 1000 sind schwach und kränklich 5′ 8′ 084
    unter 1000 sind mit Kropf behaftet 5′ 8′ 154
    unter 10.000 Einwohnern finden sich Taubstumme 5′ 8′ 15,3
    die höchste Zahl, welche in Württemberg überhaupt vorkommt.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0040.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)