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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

rauhere Luft häufig der Garten- und Obst-Bau, dann der Anbau von Flachs und Hanf, und ist die Fruchternte bis zu 14 Tage später, als in den mildern Theilen des Oberamts. Auch ist es eine Abweichung, daß die Orte Könbronn, Kälberbach, Sigisweiler und Zell das Rindvieh noch zu jeder thunlichen Zeit auf die Weide treiben.

An Grundlasten werden Zehenten, Grundzinse, Handlohn und Sterbfall gereicht. Die jährlichen Grundzinse berechnen sich auf 2457 fl. 15 kr. An vogteilichen und steuerartigen Abgaben, sowie an Frohnen und Frohngelder aber kamen in Folge der Oktobergesetze von 1836 2150 fl. 57 kr. zur Ablösung. In den Nebenorten finden sich Gemeinderechte. Die Ausgaben der Gesammtgemeinde betragen 1130 fl.; an Gemeindekosten wurden 750 fl. umgelegt. Die mit Ausnahme eines Theils von Schrotzberg weitläufig gebauten Orte bestehen aus meist 2 stockigen, theils ganz aus Steinen, theils aus gemauertem Fachwerk errichteten Gebäuden: 294 Haupt- und 194 Nebengebäude. Der Bezirk hat zwei Schulen.

a. Schrotzberg, Pfarrdorf mit Marktrecht und mit den abgesonderten Wohnsitzen: Schrotzberg im Thal, Berghaus, Lohmühle, obere Mühle und Schloßmühle, 1099 Einwohnern, darunter 5 Katholiken und 8 Juden, liegt 3 Stunden nordöstlich von Gerabronn an der Nachbarschaftsstraße zwischen Blaufelden und Niederstetten, und der von Bartenstein über Schrotzberg nach Rothenburg, 1426 pariser Fuß oder 1617 württ. Fuß (Erdfläche an der Kirche) über dem Meer, im obern Ende des Vorbachthals, das jedoch hier nur wenig tiefer gelegen ist, als die nächste Umgebung.

Schrotzberg gleicht wegen seiner vielen gewerblichen, die nächste Umgebung mit dem ländlichen Bedarf versorgenden Einrichtungen, wegen mancher ansehnlicher Gebäude, der stattlichen Kirche und seines Schlosses mehr einem Städtchen als einem Dorfe; es hat mitunter geräumige, durchaus aber reinliche Straßen und gewährt im Ganzen ein hübsches Bild. Auch haben hier ein Amtsnotar, ein königl. Revierförster, ein fürstl. hohenlohe-öhringen’scher Rentamtmann und ein Revierförster, sowie ein fürstlich-hohenlohe-kirchbergischer Forstwart ihren Sitz. Der Ort war früher, wahrscheinlich seit Erlangung des Marktsrechts und Blutbanns mit einem Graben und Zaun, deren Überschreitung bei 3 fl. Strafe verboten war, eingefriedigt und mit 3 Thoren die noch stehen, versehen.

Gefällberechtigt ist ausschließlich die Standesherrschaft Hohenlohe-Oehringen, die auch Universalzehentherr und im Besitz der Jagd und Fischerei ist. Der Zehente ist auf 12 Jahre an die Gemeinde verpachtet, die ihn jedoch nicht in Natur erhebt, sondern den Pachtschilling an Früchten durch Umlage aufbringt.

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)