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an der Burg standen, in gleicher Höhe mit dem Thore eine Zugbrücke angebracht war, und also die eigentliche Burg durch das Zurückziehen derselben ganz unzugänglich gemacht werden konnte. Die Vorgebäude über dem ersten Graben sind wahrscheinlich zum größten Theil Stallungen gewesen, da es nicht wohl möglich war, Rosse und Vieh in das Innere der Burg zu bringen. Oben an der Decke dieses ebenerwähnten Thores ist eine weibliche Figur gemalt, die aber, besonders am Kopf, größtentheils verwischt ist. Von der Ruine genießt man eine herrliche Aussicht in das Neidlinger Thal und ins Unterland. Die Ruine ist gleichfalls Eigenthum des Herrn von Fleischmann, welchem sie, mit der Verbindlichkeit der Unterhaltung, vom Staate überlassen worden ist.

Ungefähr 100 Schritte von der Ruine, jedoch bereits außerhalb der Grenzen des Oberamts, entspringt in der Mitte des Berges, die Pfanne genannt, der Neidlinger Bach, welcher hier einen etwa 45′ hohen Wasserfall bildet.

Die Veste Reußenstein war in alten Zeiten das Stammschloß der Familie Reuß von Reußenstein, deren ältester bekannter Stammvater Conradus dictus Ruzze im J. 1284 und folg. als Zeuge vorkommt, und nach Gabelkhover im J. 1305 starb. Dieses Geschlecht, worüber auch die Oberamtsbeschreibung von Kirchheim S. 148 nachzusehen, trug auch württembergische Lehen, namentlich Binswangen im 15. Jahrhundert; ein später Sprosse desselben, Hans Michel, hat sich durch unrühmliche Übergabe der Burg Hohenstaufen im Bauernkrieg (1525) bekannt gemacht. (Schwab, Alb S. 217.)

Das Wappen der Herren von Reußenstein ist ein aufrechtstehender links sehender weißer Bär in rothem Felde.

Im Jahr 1394 war Reußenstein schon einige Zeit im württembergischen Besitze gewesen, denn damals überließ diese Burg Graf Eberhard von Württemberg bereits dem Ritter Hans von Lichtenstein, doch mit Vorbehalt des Öffnungsrechts. Genannter Ritter übergab sie an Fritz von Sachsenheim und an Heinrich von Mansperg, von da kam

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_274.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)