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37. Wiesensteig,
mit Eckhof, Reußenstein, Ziegelhütte, Papiermühle, Schafhäusle und Sägmühle. Gesammt-Einwohner 1512.

a) Wiesensteig, sonst auch Wisensteig, als Wisontesteiga im Jahre 861 vorkommend (Wisentesteiga geschrieben im 10. Jahrhundert, Gerhardi Vita S. Udalrici bei Pertz Mon. 6, 393), so genannt von Wisont, einer in unserer Gegend längst der Kultur gewichenen Thiergattung, ist eine katholische Stadt mit 1478 Einwohnern (worunter 35 Evangelische) im obern Filsthale an der Fils, 3/4 Stunden unterhalb ihres Ursprungs, in einem engen, vom Seltelberg (südlich), vom Schäfberg (östlich) und Sommerberg (nördlich) eingeschlossenen Thale, 5 Stunden südwestlich von Geislingen. Die geographische Lage der Stadt ist 48° 33′ 41″ Breite, 27" 17′ 21″ Länge. Das Thal, worin Wiesensteig liegt, ist ein stilles, zum Theil unheimisch beschattetes, durch einzelne graue Felsengruppen unterbrochenes Wiesenthal, welches bis zum Filsursprung trocken, erst durch den raschen Lauf dieses Flüßchens belebter wird.

Wiesensteig gehört zum Dekanat Eybach (bis 1828 war Wiesensteig selbst Dekanatsitz), Kameralamt Wiesensteig, Forstamt Kirchheim. Außer den städtischen Beamten haben hier ihren Sitz ein Kameralverwalter, Amtsnotar, Revierförster, Unteramtsarzt und prakticirender Arzt.

Den großen und kleinen Zehnten, zu welch letzterem Heu- und Öhmd gerechnet ist, bezieht der Staat; beide sind an die Gemeinde mehrjährig verpachtet. Über die Grundgefälle siehe S. 92. Die sogenannte neunte Garbe, welche die Bewohner an den Spital abzugeben hatten, wurde von der Stadt um 10.000 fl. abgelöst.[1]

Die Stadt, ehemals Hauptort der Herrschaft Wiesensteig, ist theilweise eben, theilweise am Berge gelegen, ihre Figur

  1. Schon im Jahr 1432 kommen Ablösungen vor, damals wurden vermöge besonderen Vertrags zwischen dem Kollegiatstift und der Stadt Wiesensteig einige Wiesen von der Leistung des Naturalheuzehntens gegen ein Surrogatgeld unter dem Titel „Minut für den Heuzehnten“ (von jedem Tagwerk Wiesenmads jährlich 8 Heller) befreit.
Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_263.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)