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woraus ein ordentliches Geld erlöst wird. Der Flachsbau ist hier vortrefflich. Die vielen Holz- und Heumäder und der Anbau von Futterkräutern erzeugen so viel Futter, daß vieles auswärts verkauft wird. Auf der Schafweide laufen 1600 Stücke. Die Gemeinde besitzt 6325/8 Morgen Waldung, auf welchen 133 Realgemeinderechte ruhen, und ein Theil jährlich 1–2 Klafter nebst Reisach erhält. Von diesem und von den Holzmädern wird ziemlich Holz nach Kirchheim und Göppingen verkauft.

Eine Hauptnahrung bildeten früher die Stückweberei und das Spinnen, auch jetzt finden sich hier noch einige Weber, die jedoch mehr als Taglöhner, denn auf ihrem Handwerke arbeiten; Leingarn wird mit der Hand gesponnen und das Produkt nach Laichingen abgesetzt. Doch hört durch die Einführung des Maschinengarns das Spinnen immer mehr auf. Die Gemeinde hat noch 6177 fl. Passivkapitalien; die Stiftung zum h. Stephanus, welche die Baulast der Kirche hat, besitzt 17.000 fl. Vermögen. Das Wappen des Orts ist ein Schlüssel. Früher befand sich unweit der Lorettokapelle eine Schießstätte, welche jedoch im Jahr 1704 einging. Gemäß einer Stiftung einer Gräfin von Helfenstein beziehen unbemittelte Kindbetterinnen (jetzt vom K. Kameralamt) 24 kr. Kindbettwein. Noch vor kurzem gab es einen Pfingstritt, und der sogenannte Pfingst-Lümmel ist noch üblich. Wenn eine fremde Braut ins Ort kommt, findet bei der Hochzeit ein Pferde-Wettrennen statt.

Auf den umliegenden Anhöhen, besonders dem Söllenberg, genießt man eine ausgezeichnete Fernsicht; die Schertelshöhle und das steinerne Haus liegen auf der Ortsmarkung (s. den allg. Theil S. 11–13). Vor 50–60 Jahren wurde Boluserde gegraben; es kam ein fremder Mann, den man das „Bolusmändle“ hieß, der die Erde grub und mitnahm. An Steinarten zeigt sich schöner, glänzend blättriger Feldspath zu Tage liegend.

Die Kollatur zur Pfarrstelle, neben welcher bis zum Jahr 1804 eine Frühmeß-Kaplanei bestand, gehörte früher

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_260.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)