Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von der Oberamtsstadt, südlich von der Fils in einem engen tiefen Seitenthale, ganz von Bergen und Felsen umlagert. Das Dorf ist sehr reich an Quellwasser, auch fließt durch dasselbe der von seinen Forellen so benannte Fischbach. Der Ort gehört zum Kameralamt Wiesensteig, Dekanat Eybach, Forstamt Kirchheim.

Den großen Zehnten (an die Gemeinde mehrjährig verpachtet) bezieht zu 2/3 die Herrschaft (ehmals das Kollegiatstift und das Frauenkloster zu Wiesensteig), zu 1/3 die h. Kreuzpflege in Deggingen, den kleinen Zehnten die Ortspfarrei. Geld und Fruchtgefälle beziehen die Herrschaft, der Spital in Wiesensteig, die h. Kreuzpflege in Deggingen, der Graf Degenfeld in Eybach und die Ortspfarrei.

Der Ort zählt 86 Hauptgebäude.

Die Gebäude sind meist einstockig, und theilweise noch mit Stroh gedeckt, und unregelmäßig durcheinander geworfen; das im Jahr 1835 neuerbaute Schul- und Rathhaus zeichnet sich durch gute Bauart und schöne Lage aus.

Die Einwohner suchen außer dem Feldbau, welcher sie nicht nähren würde, ihr Brod als Maurer und Gipser, durch Spindeldrehen, Flechten von Körben (jährlich etwa 5000), welche durch Hausiren, meist im Inland verwerthet werden, Bürstenbinden, Handel mit Kümmel und Wachholderbeeren, daher das männliche Geschlecht vom 14ten Jahre an vom Februar bis November sich auf der Wanderschaft befindet. Dieses Wanderleben gibt ihnen zwar eine gewisse Gewandtheit, ist aber der Ordnung und Sittlichkeit nicht zuträglich und befördert durch das baare Geld, das sie nach Hause bringen, den Luxus in der Lebensweise und besonders auch in der Kleiderpracht beim weiblichen Geschlecht.

Um den Ort machte sich durch bedeutende Stiftungen zur Kirche und für Arme im Jahr 1787 der von hier gebürtige und als Kaufmann in Fürth gestorbene Johann Georg Weiler sehr verdient.

Die Ortsmarkung befaßt 2.328 Morgen meist lettigen und weniger fruchtbaren Bodens; ein ziemlicher Theil liegt

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)