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Most, sondern auch getrocknet und gekocht eine vortreffliche und gesunde Speise liefern.


5. Luft und Witterung.

Die Luft kann in dem ganzen Bezirk durchschnittlich als gesund und frisch, mäßig milde, die Witterung als veränderlich bezeichnet werden. Die im Kocherthal gelegenen Orte genießen eine weit mildere Witterung als die in den höher gelegenen Thälern und auf den Anhöhen befindlichen, woselbst kühle Nächte und heftige Winde nicht selten sind. Doch kommt auch hier noch viel auf die mehr oder weniger geschützte Lage an. In der Nähe von Gaildorf und abwärts gedeiht der Mais noch ganz gut und man hat selbst noch einzelne Versuche mit dem Anbau des Weinstocks gemacht (s. unt.). Gurken und Bohnen gedeihen ebenso, wenn der Frühling ohne Fröste vorübergeht; der Obstkultur wurde schon im Vorhergehenden erwähnt, namentlich so weit ihr Gedeihen mit der Bodenbeschaffenheit zusammenhängt; was neben dieser die klimatischen Einflüsse anbelangt, so kommen die gewöhnlichen Obstbäume überall fort, wo sie eine geschützte Lage finden.

Die vorherrschenden Winde in Roththal sind Westnordwestwinde, und ihnen mag es zuzuschreiben seyn, daß daselbst die Bäume eine Neigung gegen Ostnordost angenommen haben; im Kocherthal richten sich die Winde hauptsächlich nach dem Thal selbst, so daß im Frühling, Sommer und Herbst West- und Nordwest-, im Winter Ost- und Nordostwinde vorherrschen.

Feuchtigkeit der Luft und Nebel sind in den meisten Thalbezirken häufige Erscheinungen, während sie auf den Höhen nur selten beobachtet werden; zu Jenem mag, abgesehen von dem geschlängelten, langsamen Lauf der Gewässer und dem in der Thalsohle verbreiteten Wiesenbau, hauptsächlich der Umstand wesentlich beitragen, daß die Gehänge meist mit Nadelholz dicht bewachsen sind.

Die Witterung trägt den abwechselnden Charakter, welcher dem schwäbischen Hügellande überhaupt zukommt. Die Thermometer- und Barometerbeobachtungen vom Jahr 1840 und 1841, welche wir der Güte des Dr. Kirn in Gaildorf verdanken, bei einer Meereshöhe von ungefähr 1050 Pariser Fuß angestellt, geben, so unvollständig sie auch sind, indem sie nur einmal täglich, und zwar Morgens von 6–7 Uhr aufgezeichnet wurden, im Vergleich mit den Stuttgarter bei einer Höhe von 831′ angestellten Beobachtungen folgende Resultate:

Thermometerstand im Jahr 1840.
in Gaildorf.   in Stuttgart.
Januar höchster + 10,00 tiefster 09,0 höchster + 11,00 tiefster − 12,5.
Februar
+ 06,0
09,0
+ 08,6
08,4.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 017. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_017.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)