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3. Altdorf. 129


Gepräge der mittelalterlichen Zeit. Ganz in der Nähe des Pfarrhauses, nur durch eine schmale Straße von diesem getrennt, steht die ehemalige Klosterscheuer (Mönchsscheuer), über deren Eingang die Jahreszahl 1597 angebracht ist. An die südwestliche Ecke dieses Gebäudes ist das sogenannte obere Thor angebaut. Noch ist des, in der Nähe der Kirche gelegenen, dauerhaft überwölbten Brunnens mit der Jahrzahl 1594 zu erwähnen. Die ziemlich unbemittelten, mitunter armen Einwohner sind gutmüthig, mäßig und suchen sich durch Sparsamkeit und unermüdeten Fleiß redlich durchzubringen. Ihre Hauptnahrungsquelle ist der Feldbau, den sie im Dreifeldersystem gut betreiben. Landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Anlage von zweckmäßigen Dungstätten, die Benutzung der Jauche u. s. w. sind eingeführt, dagegen will der Brabanter Pflug immer noch nicht allgemein werden. Die Lage der Felder ist meist eben und der ziemlich fruchtbare, jedoch dem des Gäus etwas nachstehende Boden, besteht auf der Ebene meist aus Lehm mit theilweise vorherrschendem Sand und hat Thon oder aus Liaskalk zur Unterlage. An den Abhängen des Würmthals wird er mehr thonig und somit schwerer. Von den Cerealien werden hauptsächlich Dinkel, Hafer und Gerste gebaut und zum Theil auswärts verkauft. Der Ertrag an Dinkel wird durchschnittlich zu 7–8 Scheffel, an Hafer zu 5 Scheffel und an Gerste zu 4–5 Scheffel per Morgen angegeben. Die Bracherzeugnisse sind Kartoffeln, Hanf, Kraut, Angersen und Futterkräuter. Hanf wird ziemlich gebaut und im Ort selbst versponnen, ebenso Kraut, welches dem Filderkraut beinahe gleich kommen soll und theilweise auswärts abgesetzt wird. Der höchste Preis eines Morgen Ackers ist 400 fl., der mittlere 200 fl. und der geringste 80–100 fl. Die meist zweimähdigen Wiesen liefern gutes, aber etwas leichtes Futter. Ihre Preise bewegen sich zwischen 60 und 400 fl. per Morgen. Von nicht geringer Ausdehnung ist die Obstzucht, auf die übrigens die Frühlingsfröste zuweilen nachtheilig einwirken. Es werden hauptsächlich Mostsorten, seltener Tafelobst und von Kernobst Zwetschgen gezogen. In günstigen Jahren kommt ein großer Theil des Obstertrags zum Verkauf. Die Schafweide war bis jetzt um 395 fl. verpachtet, gegenwärtig ist der Pacht zur Probe auf drei Jahre aufgehoben und die Schafe laufen auf fremder Weide. Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht ausgedehnt und bildet einen besondern Erwerbszweig. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit einer guten Landrace, die durch drei Simmenthaler Farren, von denen die Gemeinde zwei und der Maierhofbesitzer einen hält, immer mehr veredelt wird. Es wird ziemlich viel Vieh, auch etwas Mastvieh auf benachbarten Märkten verkauft.


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen129.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)