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Gottesacker bewegt, wie während der Einsenkung des Sargs, geistliche Lieder unter Anführung des Schulmeisters gesungen; Leichentrunk und Leichenmahl gehen täglich mehr ab. In den sogenannten Klöpflensnächten, je am Donnerstag der 4. Adventwoche, treiben Knaben und junge Leute häufig noch einen muthwilligen Schwank, das sogenannte „Klöpflen“, Anwerfen mit Erbsen an Fensterscheiben. An dem Unschuldigen-Kindleinstag (Pfeffertag) holen sich jüngere Kinder, mit der Wachholderruthe pfeffernd, eine kleine Gabe bei Großeltern und Anverwandten; die um diese Zeit wandernden Bauernknechte aber feiern nebst den Bauernsöhnen den Pfeffertag durch ziemlich ungebundene Belustigungen. Ein Jahresfest des landwirthschaftlichen Bezirksvereins wird neuerlich abwechslungsweise das eine Jahr zu Besigheim am Feiertag Petri und Pauli – das andere Jahr zu Lauffen am Margarethen-Markt gefeiert, womit sich am ersten Ort der sogenannte Kirschenpeter verbindet, ein jährliches Vergnügungsfest, das früher viele Bewohner der Umgegend nach Besigheim lockte.

Die Mundart bildet einen leichten Übergang von der schwäbischen in die fränkische und annähernd pfälzische. Schon bei Bietigheim, wo sich das Breite des schwäbischen Dialekts verliert, treten einzelne Spuren der feineren, singenden fränkischen Mundart hervor, z. B. das breite noi, noa (nein) wird hier schon ein gedehntes nai; weiter gegen Norden mischt sich, und zwar auf der rechten Seite des Neckars immer mehr die fränkische Sprechweise ein, während links desselben die pfälzische sich geltend zu machen sucht. Auffallend ist die kurze Aussprache sonst langer Silben, z. B. Gawwel statt Gabel, Wäggele statt Wägele, Stüwwle statt Stüble etc.; auch sind mehrere aus Französisch und Deutsch gemischte Wortbildungen üblich, wie Schenkage, Schmierale d. h. Geschenk, Rawangel d. h. Unruhe, Lärm. Das Wort „fein“ wird häufig für gut, angenehm etc. gebraucht.


IV. Wohnorte.
1. Orte.
A. Zahl, Gattung und Areal.

Der Oberamtsbezirk zählt im Ganzen 39 Wohnplätze, und zwar 4 Städte, 13 Pfarrdörfer, von denen 6 Marktrecht haben, 2 Dörfer, 4 Weiler, 1 Hof und 15 einzelne Wohnsitze. Von den vorhandenen 5 Schlössern ist das zu Bönnigheim Eigenthum des Staats, während die zu Freudenthal und Liebenstein der K. Hofdomainenkammer gehören. Der Flächenraum sämmtlicher Gebäude von Hofstätten beträgt 307 M. 33,0 Ruthen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0040.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)