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Apotheken 1
Schildwirthschaften 17
Speise- und Gassenwirthschaften  11
Fuhrleute 34     4

Unter letzteren befinden sich 2 Frachtfuhrleute, welche vorzugsweise Papier nach Karlsruhe und Stuttgart befördern.

Der Handel beschränkt sich auf Langholz, Brennholz und Schnittwaaren, hauptsächlich Spedition und Zwischenhandel. Durchfuhr findet nicht statt. Die Stadt hat das Recht, alljährlich 3 Vieh- und Krämermärkte abzuhalten.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist ganz unbedeutend, da es an Grund und Boden fehlt und nur die untersten Ausläufer der Thalgehänge für den Ackerbau benützt werden, bei dem, wegen der unebenen Lage der Felder, Pflüge nicht in Anwendung kommen, sondern die Bearbeitung des im Allgemeinen nicht fruchtbaren leichten Sandbodens nur mit der Hacke, und zwar meist von weiblichen Personen bewerkstelligt wird. In willkürlicher Bewirthschaftung baut man Kartoffeln, etwas Roggen, Hafer, Hanf und Reps. Übrigens reichen die Feldfrüchte weit nicht zur Befriedigung der örtlichen Bedürfnisse, daher noch viele Produkte, namentlich Brodfrüchte von Außen bezogen werden müssen. Die Preise der Äcker bewegen sich von 200 bis 600 fl. pr. Morgen.

Der Wiesenbau ist beträchtlich und liefert reichlich gutes Futter; die Wiesen, welche größtentheils, zuweilen übermäßig bewässert werden, sind 2- – einzelne sogar 3- und 4mähdig. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 25–30 Cent. Heu und 12 Cent. Öhmd. Die Preise steigern sich von 350–1000 fl. pr. Morgen. Der Futterverkauf nach Außen ist nicht beträchtlich. Zur Aufbewahrung des Futters sind auf den Wiesen Hütten von Brettern errichtet, die zerstreut das ganze Enzthal entlang sich lagern und eine Eigenthümlichkeit der Gegend bilden. Die unbedeutende, übrigens im Zunehmen begriffene Obstzucht, beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Mostsorten und etwas Kirschen; der Ertrag ist nicht reichlich und das minder schmackhafte Obst wird meist für den eigenen Bedarf gedörrt, weniger gemostet. Die Weiden sind ziemlich gut und werden für Rindvieh, Schweine und Ziegen benützt. Der aus einem tüchtigen Landschlag, theilweise aus Allgäuer und Simmenthaler Race bestehende Rindviehstand ist gut zu nennen; die Nachzucht geschieht durch 4 Farren (Land und Montafuner Race), welche in der Verpflegung eines von Seiten der Gemeinde besonders aufgestellten Mannes stehen. Nur das Jungvieh kommt noch auf die Weide.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_255.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)