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beerdigt werden. Zunächst der Kirche befindet sich der beinahe ganz abgegangene Märzenbrunnen, so genannt, weil er im Monat März besonders stark fließt; das Wasser desselben soll heilsame Kräfte haben, daher auch früher von allen Seiten Kranke zu ihm wallfahrteten, und viele derselben sollen hier ihre Krücken zurückgelassen haben. Das Schulhaus befindet sich in gutem Zustande und enthält neben einem Lehrzimmer die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Ein Gemeindewaschhaus, eine Kelter mit 2 Bäumen und ein Armenhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern ein Pumpbrunnen und ein Schöpfbrunnen, die jedoch in ganz trockenen Jahrgängen ihren Dienst versagen, so daß das Wasser auswärts geholt werden muß.

Die sehr fleißigen und sparsamen Einwohner befinden sich in mäßigen Vermögensumständen und die nicht große Markung, auf der überdieß die angrenzenden Orte Gräfenhausen und Ottenhausen Güter besitzen, nährt und beschäftigt dieselben nicht hinreichend, weßhalb Viele als Fabrikarbeiter in Pforzheim und als Taglöhner in Neuenbürg und Ettlingen Verdienst suchen. Der begüterste Einwohner besitzt 16–18 Morgen, der sog. Mittelmann 10–12 Morg. Von den Unbemittelten erhalten etwa 4 Personen Unterstützung aus der Gemeindekasse.

Die meist unebene Markung hat im Allgemeinen einen ziemlich fruchtbaren, etwas schweren, düngerbedürftigen Boden, der im Thal zunächst am Ort aus den Verwitterungen des rothen, mit fruchtbaren Alluvionen gemengten Schieferlettens, auf den Anhöhen aus den Verwitterungen des Wellenmergels und des Wellenkalks besteht. Etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort besteht ein bedeutender bunter Sandsteinbruch, aus dem schöne Platten und Werksteine gewonnen werden, die weithin, namentlich in das Badische Absatz finden; 1/8 Stunde südlich vom Ort wird der Wellenkalk zu Straßenmaterial abgebaut.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist im Allgemeinen wie in dem Mutterort Gräfenhausen, nur steht demselben in manchen Fällen die Mittellosigkeit der Einwohner hemmend im Wege; der Ertrag der Äcker, welcher übrigens in manchen Jahren für das örtliche Bedürfniß nicht hinreicht, ist derselbe wie in Gräfenhausen; dagegen sind die Preise der Äcker, Wiesen und Weinberge durchgängig um die Hälfte niedriger.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau, dem nur wenig Wässerung zukommt, erträgt 30–35 Centner Futter vom Morgen.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)