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ebenfalls verändert, indem die ursprüngliche gewölbte Decke in eine flache umgewandelt wurde. An der Wand stehen 2 lebensgroße, von dem früheren Hochaltar herrührende Holzbilder, Johannes und die Mutter Gottes darstellend; auf der Rückseite des letzteren steht: Herr Jörg von Hohenheim, genannt Bombast, Commenthur uf Hus hat dis Werk machen lassen anno 1485. An dieser Kirche, welche für den katholischen Gottesdienst benützt wird, ist im J. 1740 für den evangelischen Gottesdienst das Schiff in einem sehr stumpfen Winkel vergrößert und durch eine Wand von der ersteren getrennt worden; sie hat hohe rundbogige, moderne Fenster und contrastirt unangenehm mit der ursprünglichen Kirche; das Innere ist flach gedeckt, weiß getüncht und hat nichts Bemerkenswerthes. Die Kirche ist Eigenthum des Staats, der sie auch im Bau zu unterhalten hat.

Der außerhalb (westlich) des Orts gelegene Begräbnißplatz ist ebenfalls Eigenthum des Staats.

Pfarrhäuser sind keine vorhanden und beide Geistlichen, der evang. ständige Pfarrverweser und der kath. Pfarr-Kaplan, wohnen in der Hausmiethe.

Das Rathaus, ehemaliges Kaplaneihaus, ein altes massives Gebäude, das sich an die Nordseite der angebauten evang. Kirche anschließt; es hat geradlinige, gepaarte Fenster und einen rundbogigen Eingang über dem 3 Wappenschilde angebracht sind. An der nordwestlichen Ecke des Rathhauses befindet sich ein Erker. Im Innern desselben finden sich noch manche Spuren von der früheren schönen Ausstattung, wie die Decke des Hauptzimmers, welche das Maltheserkreuz in Stuck ausgeführt enthält, und ein Nebenzimmer ist an Decke und Wänden noch alt getäfelt und bemalt. Das Rathhaus enthält, außer den Gelassen für den Gemeinderath, noch ein Schulzimmer und im unteren Stockwerk eine öffentliche Backeinrichtung.

Hinter dem Rathhaus stand das Schloß von dem nur noch der massive Unterstock vorhanden ist, dem erst in neuerer Zeit ein Holzbau aufgesetzt wurde; es wurde 1811 von der Regierung verkauft und ist jetzt zu einem Magazin eingerichtet. Das noch ursprüngliche untere Stockwerk enthält schön gedreite Fenster und einen spitzbogigen Eingang, über welchem die 3 gleichen Wappenschilde wie an dem Rathhaus, nebst der Inschrift „Anno domini 1430 do wart dis hus gebut“ angebracht sind. Im Innern des unteren Stockwerkes sieht man noch schwache Spuren früherer Wandmalerei. Das ursprüngliche Schloß bestand aus vier massiven Stockwerken und war an die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)