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zerstörten, mit Gehölz überwachsenen, ungefähr 3′ dicken Mauer, beträgt an der Innenseite öfters 4–5′, an der Außenseite aber zuweilen gegen 10′. Der außerhalb der Mauer führende Wall hat gegen Innen eine Höhe von 2–3′, gegen Außen gegen 10′. Der Wall beginnt an dem Eingang in die Altstadt (sog. Thor), welcher sich am östlichen kleinen Bogen des Eirundes befindet. Zunächst an dem Eingang zieht der Wall ganz nahe an der Mauer hin, entfernt sich aber allmälig gegen 60′ weit von ihr, bis er endlich an dem größern, gegen Westen gekehrten Bogen der Altstadt verschwindet. Durch das sog. Thor führt eine gepflasterte Straße, der Stadtweg, in die Altstadt zu einer holzlosen, 265′ langen und 50′ breiten Platte, welche der Markt genannt wird; außer ihr findet man innerhalb der ummauerten Altstadt noch viele dicht verwachsene Erhöhungen und Vertiefungen, die ehemalige Gebäude verrathen, von denen man schon öfters Grundmauern, Backsteine, Ziegel etc. ausgrub, die eine abgegangene namhafte Niederlassung bekunden. Wie der Verfasser annimmt (s. Württ. Jahrb. Jahrg. 1846, I. Heft, S. 155 ff.) lag hier das auf der Peutinger Tafel angegebene Arae flaviae, das früher in Rottweil gesucht wurde. Nördlich von der Altstadt befindet sich am Anfang eines Seitenthälchens des Glatt-Thals ein 10–12′ hoher, künstlich aufgeworfener, mit Graben umgebener Hügel, der sog. Burggraben, dessen kreisrunde Kuppe etwa 45′ Durchmesser hat. Derselbe stand ohne Zweifel mit der befestigten Altstadt in engster Verbindung und scheint ein Wachhügel gewesen zu sein.

2) Zu Loßburg, wo zwei Römerstraßen zusammenlaufen, stand eine befestigte Niederlassung, von der aus nicht nur die Straßen überwacht, sondern auch der schmale Gebirgsrücken zwischen dem Gebiet der Glatt und der Kinzig vertheidigt werden konnte (siehe die Ortsbeschreibung von Loßburg). Mit diesem befestigten Ort scheint der sog. Burgstall bei dem nahe gelegenen Rodt in enger Verbindung gestanden zu seyn; derselbe liegt östlich von Rodt in einem sanften Wiesenthälchen und bildet eine viereckige, mit Graben umgebene Schanze, in deren Mitte ein erst in neuerer Zeit abgetragener Hügel stand.

3) Bei Aach, wo die Römer eine Straße über das Glatt-Thal führten, scheint zur Deckung des Thalübergangs eine Niederlassung bestanden zu haben, wie denn auch im Jahr 1816 etwa 30 römische Münzen von Bronce im Ort gefunden wurden.

4) Als zu Ende des 16. Jahrhunderts Freudenstadt gegründet wurde, stieß man auf Reste von Gebäuden, deren Gründung den Cimbern zugeschrieben wurde; nach dem neuerlich aufgefundenen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)