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stärksten im Glatthale und den in dasselbe einmündenden Seitenthälern. Die am stärksten heimgesuchten Orte sind: Glatten, Dietersweiler, Neuneck, Böffingen, Aach, Dornstetten. Dann kommen Loßburg, Wittendorf, Unter-Iflingen und Pfalzgrafenweiler. Die im übrigen Bezirke vorkommenden Fälle sind mehr vereinzelt und durch individuelle Verhältnisse (Trunksucht des Vaters u. dergl.) bedingt. 1

Anlangend die Beschäftigungsweise der Einwohner, so fallen, wenn man den Bezirk in 4 dem Umfang nach ungefähr gleiche Gebiete abtheilt, nämlich in ein nördliches (Murg und Nagold), westliches (Vorbach, Buhlbach und Anfang der Murg), südliches (Vorbach und Kinzig) und östliches (Glatt und Waldach), die drei ersteren vorzugsweise der Waldkultur, das letztere hauptsächlich dem Feldbau anheim. Die Thätigkeit des größten Theils der Bevölkerung der Walddistrikte wird durch die Bearbeitung und Verwerthung des Hauptproduktes des Schwarzwaldes, des Holzes, in Anspruch genommen. Von den verschiedenen, bei der Ausbeutung dieser alle übrigen in den Hintergrund drängenden Erwerbsquelle beschäftigten Personen ist der Natur der Sache nach die unterste Klasse, die der Holzhauer oder Holzmacher, der Zahl nach überwiegend. Sie bringen, so lange die Jahreszeit und Witterung es zuläßt, den ganzen Tag im Walde zu. Im Winter, der vorzugsweise zum Abführen (Schleifen) des Langholzes aus den Waldungen benützt wird, sind sie theils hiebei, theils mit gewöhnlichen Taglöhnersarbeiten (Holzspalten, Dreschen etc.) beschäftigt. Andere sind beim Verkohlen des Holzes, wieder Andere beim sog. Holzrießen (Herabrutschenlassen der Holzstämme und Scheiter von den Gebirgshöhen), beim Zurüsten, Einbinden und Abführen des Floßholzes thätig. Eine nicht unbedeutende Zahl findet auch in den zahlreichen Sägmühlen und bei den Jahr aus Jahr ein die Straßen belebenden, mit Sägeklötzen und Brettern beladenen Fuhrwerken Arbeit und Lebensunterhalt. Aber auch in diesen Distrikten fehlt es keineswegs an landwirthschaftlichem Betriebe. Vielmehr findet sich in denselben, da gerade hier der Boden noch weniger zerstückelt ist, eine beträchtliche Zahl größerer Gutsbesitzer, Hofbauern oder vorzugsweise „Bauern“ genannt, welche neben der Bewirthschaftung ihres Gutes in der Regel noch Holzhandel treiben. Auch besitzen die meisten Holzhauer zugleich einige kleine Güterstücke, die sie nebenher bebauen. – Die östlich und südöstlich gelegenen Orte des Bezirks beherbergen eine vorherrschend Ackerbau und Viehzucht treibende Bevölkerung. Dieselbe zerfällt in die Classe der selbstständig ihr Gut mit Hülfe von Knechten, Mägden und Taglöhnern bewirthschaftenden Bauern und die der „kleinen Bauern“ oder Taglöhner,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_058.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)