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„Gesetzlose Willkür herrschte nie,

Dem schlimmsten Demagogen
Ward niemals ohne Urtheilspruch
Die Staatskokarde entzogen.

„So übel war es in Deutschland nie,

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Trotz aller Zeitbedrängniß –

Glaub’ mir, verhungert ist nie ein Mensch
In einem deutschen Gefängniß.

„Es blühte in der Vergangenheit
So manche schöne Erscheinung

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Des Glaubens und der Gemüthlichkeit;

Jetzt herrscht nur Zweifel, Verneinung.

„Die praktische äußere Freiheit wird einst
Das Ideal vertilgen,
Das wir im Busen getragen – es war

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So rein wie der Traum der Liljen!
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hoffmann und Campe, Hamburg 1844, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Gedichte_(Heine)_405.gif&oldid=- (Version vom 1.8.2018)