Seite:Nanak der Stifter der Sikh-Religion.djvu/39

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im Granth enthalten. Er starb A. D. 1660 in Kīratpur, nachdem er seinen jüngeren Sohn Har-kisan zu seinem Nachfolger ernannt hatte.

Der ältere Sohn Har-rāi’s, der erwähnte Rām-rāi machte seinem noch minderjährigen Bruder die Nachfolge streitig und da er als Geisel für die gute Aufführung seines Vaters am Hofe Aurangzēb’s zurückbehalten worden war, wandte er sich an den Kaiser, um die Nachfolge zu entscheiden. Aurangzēb ergriff diese günstige Gelegenheit und citirte Har-kisan an den Hof nach Dillī. Hier erkrankte er an den Blattern. Als sein Zustand hoffnungslos erschien, sollen die ihn begleitenden Sikhs gefragt haben, wen er zum Guru nach ihm bestimme? Nach einigem Nachdenken soll er fünf Paisā und eine Cocoa-Nuss auf die Erde gelegt, sein Haupt gebeugt und gesagt haben: gehet, euer Guru ist in dem Dorfe Bakālā bei Anandpur. Darauf verschied er A. D. 1664[1].

Nach Har-Kisan’s Tod entstand unter den Sikhs ein Streit über die Nachfolge, da einige Sōḍhīs einen eigenen Guru aufstellten und auch Rām-rāi seine Ansprüche auf die Guruschaft geltend machte und als er nicht durchdringen konnte, eine eigene Gemeinschaft die der sogenannten Rāmraiyās, stifte. Der energische Tēg Bahādur drang jedoch am Ende durch und wurde ziemlich allgemein als der neunte Guru anerkannt. Da sich Tēg Bahādur im Panjāb nicht sicher fühlte vor den Nachstellungen Aurangzēb’s, den Rām-rāi für sich gewonnen zu haben scheint, so verliess er das Land und gieng auf einer Wallfarth nach Patṇā, wo er fünf oder sechs Jahre blieb. Hier wurde Gōvind Singh geboren und erhielt auch seine erste Erziehung durch Hindū Panḍits, was in seinem jungen Gemüthe tiefe Spuren hinterlassen hat

Ueber die folgenden Erlebnisse Tēg Bahādur’s gehen die

Erzählungen sehr weit auseinander. Nur so viel ist sicher, dass er

  1. Die Ereignisse dieser Periode werden sehr verschieden dargestellt, je nach der Partheistellung der Erzähler. Wir haben daher die Nebenumstände, auf die keinerlei Verlass ist, absichtlich übergangen.
Empfohlene Zitierweise:
E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)