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Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Band 4 1754

Endlich ist aus der Erfahrung bekannt, daß es gewisse Gattungen von Tönen gibt, so unangenehm zu vernehmen. Z. B. der Ton, wenn man mit einer Feile, oder Messer über ein Metall mit Gewalt hinfährt. Das Geschrey der Katzen in der Nacht, u. s. f. Niemand kann denken, daß diese Wirkung aus Gewohnheit bey uns entstehet, oder in der Einbildung nur gegründet. Es muß vielmehr die Ursach von einer Bewegung, so in unsern Körper wirkt, das ist, von der zitternden Luft, so in unsere Ohren kommt, entspringen. Es wirken aber die Töne nicht nur in unsere; sondern auch in unvernünftiger Thiere Körper.[1] Der Löwe und Elephant werden durch das Krähen des Hahns erschreckt, durch die Musik aber, und sonderlich den Schall der Pauken belustiget. Die Stimme der Schweine macht ein Schrecken bey den Elephanten, wie das Geschrey der Esel bey den Pferden.[2] Daß die Hunde die Musik nicht leiden können, ist bekannt. So wie einige Thiere gewisse Töne verabscheuen, so werden hingegen andere durch gewisse Töne belustiget, und es ist nach dem Zeugnis des Morhofs,[3] einer in Engelland gewesen, der Versuche gemacht, wie man wilde Thiere durch eine Art der Musik zahm machen könne. Man sagt der Delphin soll durch das Wort Simonis,


  1. CICERO Orat. pro Arch.
  2. SENECA lib. de ira.
  3. Polyh. Tom. II. Lib. I. e. 2.
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Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Band 4 1754. Mizlerischer Bücher-Verlag, Leipzig 1754, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mizler_Musikalische_Bibliothek_Bd4_1754.pdf/27&oldid=- (Version vom 13.4.2024)