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Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Bd4 1754

2.
Der seine Noten selber preißt
Sie ausposaunt vor allen Thüren
Ja sich mit aufgeblaßnen Schwühren,
Den grösten Virtuosen heist:
Der andrer Ehrenglanz bekleistert,
Des Afterredners Zung entlehnt
Selbst den Corell und Lulli höhnt
Selbst einen Haß und Händel meistert.
3.
Der, wenn er Wolfens Bleymas nimmt,
Der ganzen Tonkunst Meer ergründet,
Im Einmaleins was Göttlichs findet,
Wornach er seine Leyer stimmt;
Der mathematisch schreibt und singet
Und doch so sehr er sich bemüht
Nichts, als ein tollhausmäßigs Lied
Mit aller Kunst zu Markte bringet.
4.
So kindisch ist ein Theil der Welt,
Da man den Schall von Pfenningtöpfen,
Den Heckerling in hohlen Köpfen,
Für schätzenswerthe Sachen hält;
Da man, was nichts ist, gros benennet,
Den Wind belohnt, die Stümper hegt,
Und dem der sich dagegen regt,
Fast die Galeeren zuerkennet.
5.
Doch ihr, die ihr von reger Glut,
Der wirkenden Natur entflammet,
Zwar keinen Regelsatz verdammet
Worin Vernunft und Wahrheit ruht;
Empfohlene Zitierweise:
Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Bd4 1754. Mizlerischer Bücher-Verlag, Leipzig 1754, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mizler_Musikalische_Bibliothek_Bd4_1754.pdf/124&oldid=- (Version vom 15.12.2023)