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Am 1. Sept. 1757 trug Preuschen darauf an, vor Allem dafür zu sorgen, daß kein Gymnasiast zu jung zur Universität entlassen werde; denn in diesem Falle „schlage fast Jeder, nach überwundenem Schulzwange, hinaus, verschwende seine Mittel und müsse dann vor der Zeit aus Geldmangel die akademischen Studien beendigen“. Am besten errichte man schon im Gymnasium für begabte ärmere Zöglinge der oberen Jahreskurse einen Freitisch, verlängere sodann die Gymnasialjahre bis zum 19., beschäftige sie in den 2 letzten Semestern theilweise mit Vorbereitungskollegien ihrer Fakultät und lasse diese Jünglinge sich an eine anständige Freiheit gewöhnen[1]. – Mit diesem Vorschlage hing wenigstens die nachmalige Erweiterung des Exemten-Bienniums in einen dreijährigen Kurs zusammen, so daß unsere Zöglinge bis 1806 nicht leicht vor dem vollendeten 19. Lebensjahre zur Universität gelangten. – Kurz zuvor war namentlich Jena den theologischen Abiturienten durch den Kirchenrath dringend mißrathen worden, wie wir Seite 250 erzählt haben. Um die gleiche Zeit kam Karl Friedrich in den Besitz der zwei Universitäten Heidelberg und Freiburg, und dahin zog von nun an, obwohl die Regierung keinen Universitätszwang einführte, bei weitem der größere Theil (über 3/4) unserer Abiturienten. Die Gesammtzahl der Letzteren betrug während der elf Jahre vom Herbst 1848 bis Herbst 1858 gerade zweihundert, und davon ließen sich für ihre erste akademische Zeit 122 in Heidelberg, 34 in Freiburg, 13 in Tübingen immatrikuliren. Die Uebrigen vertheilten sich in kleinen Zahlen auf andere Universitäten oder traten zum Großherzoglichen Militär, Einzelne auch in das Polytechnische Institut oder in die Ackerbauschule auf der Hochburg; Einer wurde Kaufmann. – Fragen wir aber überhaupt nach dem Berufe, welchem sich alle unsere Abiturienten gewidmet haben, oder zählen wir dieselben wenigstens aus den letzten 34 Jahren von Herbst 1825 bis dahin 1858 zusammen; so finden wir deren 614, und von ihnen studierten 204 evangelische Theologie,


  1. Generallandesarchiv. Fasc. Bausachen des Gymnasii 1754–61.