die Herz-Jesu- oder Garnisonskirche, deren beide Türme auf der anderen Seite schon wieder von der mächtigen, dunklen Kuppel der griechisch-katholischen Kathedrale mit dem Doppelkreuz am goldenen Knauf überragt werden. Am höchsten droben steht die kleine protestantische Kirche und reckt ihr schlankes Türmchen über die anderen hinweg. Am Fuße des Schloßberges schließen sich noch die beiden Türme der Franziskanerkirche an und bilden den Übergang zu den Häuserzeilen der Hauptstraßen.
Diese fünf Hauptstraßen, die alte enge Ulica Franciskanska, die breite moderne Ulica Jagellonska, die Mickiewicza, mit Festungs-Korps-, Platz- und Divisionskommando, die Dworskigasse und die Slovackigasse, die vom Verpflegsmagazin kommt, treffen sich in Plac na bramie, dem Mittelpunkt der Stadt. Na bramie (am Tor) bezeichnet die Stelle eines alten Stadttores. Hier ist der Verkehr am größten. Die Franziskanergasse, eine der ältesten Straßen mit vielen modernen Läden, verbindet den großen Ringplatz mit dem Plac na bramie. Am Ausgang der Franziskanergasse steht, als Überrest einstiger Stadtmauern, noch ein interessanter alter Uhrturm, die Stadtuhr. Die Ulica Jagellonska hingegen ist eine breite Straße mit fast lauter Neubauten, die mit modernem Komfort eingerichtet, elektrisches Licht, ja zum Teil Lift und Zentralheizung haben. Nur die Wasserleitung fehlt Przemysl. Man war gerade im Begriff, sie anzulegen, als der Krieg ausbrach. Die Ulica Mickiewicza, nach dem polnischen Nationaldichter Mickiewicz benannt, ist die Straße, die nach Lemberg führt. Hier finden sich die militärischen Kommanden, Kasernen, Hotels und Kaffeehäuser, unweit des Bahnhofes. Es wird ziemlich viel gebaut. Auch hier überall das Streben, die niedrigen Vorstadthäuser
Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
