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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

nach England. Der Handel mit andern Getreidearten ist fast nur interkolonialer Natur, doch empfängt Australien auch Gerste von England und Amerika, letzteres beteiligt sich auch an der Versorgung von Queensland u. a. mit Getreide. Die Ausfuhrwerte betrugen 1889 in Pfund Sterling:

  Mehl Weizen Hafer Andres
Neusüdwales 201014 29460 27839 58733
Victoria 319038 84064 2758 22880
Südaustralien 691777 236898 535 28030
Neuseeland 489728 360086 85778
2) Getreideeinfuhrländer.

[Deutsches Reich.] Über Anbauverhältnisse, Menge und Wert der Ernten bestanden bis 1878 nur Schätzungen, welche einen Vergleich nicht gestatteten. Danach wurden nach genau vorgezeichneten Formularen die Ernten so festgestellt, daß die landwirtschaftlichen Bodenbenutzungsarten alle 5 Jahre kontrolliert, Durchschnittserträge aber nach dem Gewicht jährlich erhoben und aus diesen beiden Faktoren die wirklichen Ernteergebnisse jährlich berechnet werden. Nach der im Juli 1891 veröffentlichten Statistik des Deutschen Reiches betrug:

  Erntefläche
1890
Hektar
Erntemenge in Tonnen
Durchschnitt
1880–89
1890
Weizen 1960276 2483577 2831011
Roggen 5820222 5714571 5867931
Gerste 1664188 2186508 2283432
Hafer 3904020 4287758 4913544
Spelz und Emmer 366845 432498 492970
Buchweizen 194576 126256 109702

Die durchschnittlichen Erntemengen der betreffenden 10 Jahre waren bei allen Getreidegattungen wesentlich niedriger als die des Jahres 1890, wenngleich die Jahre 1882, 1886 und 1887 höhere Roggenernten aufweisen. In den einzelnen deutschen Staaten betrugen die Ernten 1890 in Tonnen:

  Weizen Roggen Gerste Hafer
Preußen 1502429 3906666 1041559 2920749
Bayern 489535 782330 549311 638487
Sachsen 100140 284239 48111 311592
Württemberg 46676 48802 139776 176746
Baden 57683 54696 88677 77520
Hessen 70264 109966 99153 77161
Mecklenburg-Schwerin 82010 236047 34789 203873
Sachsen-Weimar 29000 34989 37048 43092
Mecklenburg-Strelitz 19024 37148 7415 31601
Oldenburg 9224 67218 15181 46509
Braunschweig 59367 73036 21639 71641
Sachsen-Meiningen 10626 19107 3903 20792
Sachsen-Altenburg 12331 27258 15255 87846
Sachsen-Koburg-Gotha 13322 13626 16798 18786
Anhalt 32055 40943 45062 30403
Schwarzb.-Sondersh. 8565 7039 7304 10747
Schwarzburg-Rudolst. 4780 8608 5946 5741
Waldeck 5373 12061 728 14239
Reuß ältere Linie 400 5398 2267 4744
Reuß jüngere Linie 3296 8739 4493 9538
Schaumburg-Lippe 3613 9195 1197 4998
Lippe 8798 22530 3801 17962
Lübeck 1734 4110 672 4526
Bremen 408 2688 532 2444
Hamburg 1887 4208 161 5549
Elsaß-Lothringen 258476 47283 87246 136258
Deutsches Reich: 2831016 5867930 2278024 4973544

Dazu kommt noch der fast ausschließlich in Süddeutschland (Württemberg, Baden, Bayern, Hessen, Hohenzollern, Elsaß-Lothringen) gebaute Spelz (492,970 Ton.) und der vorzugsweise in Norddeutschland gebaute Buchweizen (109,702 T.). Die durchschnittliche Ernte von eigentlichem Brotgetreide (Roggen, Weizen und Spelz) betrug demnach für die letzten Jahre 8,630,646 T., für 1890 ergab sich eine solche von 9,198,812 T. Nach den amtlichen Ermittelungen wird die Ernte von 1891 für Roggen auf 6,302,863, für Weizen auf 3,347,714 T., also auf sehr erheblich mehr als eine Durchschnittsernte geschätzt. Allerdings stellt sich in der Regel heraus, daß die im Februar vorzunehmenden endgültigen Ermittelungen in ihren Resultaten gegen die Oktoberschätzungen einigermaßen zurückbleiben.

Für Preußen ergaben diese Ermittelungen folgende Resultate: Die Anbaufläche betrug bei Weizen 1,080,113, bei Roggen 4,050,451, bei Sommergerste 863,767, bei Hafer 2,586,150 Hektar. Die gemeindeweise im Februar erfolgenden Ermittelungen über die Ernte ergaben im Mittel der letzten 11 Jahre bei Weizen 84, bei Roggen 75,1, bei Gerste 79,4, bei Hafer 75,9 Proz. der Ermittelungen des vorhergegangenen Oktobers. Für die beiden letzten Jahre waren die thatsächlichen und voraussichtlichen Ergebnisse die folgenden in Doppelzentnern:

  Oktober-Ermittelung Endgültiger Ertrag
1890 1891 1890 1891
Weizen 17523007 17574879 14780473 15024288
Roggen 50369634 43448077 39066660 32629506
Sommergerste 13269736 13696366 10171375 10874915
Hafer 38522370 37273116 29207487 28290295

Danach stellte sich in der Gesamternte für 1891 bei Roggen und Hafer ein Ausfall heraus, ein Mehrertrag dagegen bei Weizen und Sommergerste. Doch sind diese Ergebnisse sehr ungleich auf die einzelnen Provinzen des preußischen Staates verteilt. Für dieselben ergibt sich nach den Oktober-Ermittelungen folgendes Resultat in Hektolitern:

  Weizen Roggen Sommer­gerste Hafer
Ostpreußen 146364 389093 116454 360956
Westpreußen 131924 259649 91854 178147
Brandenburg 84383 650087 106632 277891
Pommern 85585 328480 81780 289215
Posen 137228 499222 97977 155174
Schlesien 291425 419532 247573 554561
Sachsen 344042 508666 342425 401126
Schleswig-Holstein 92924 229831 101362 272196
Hannover 134851 501443 36324 359704
Westfalen 92900 229943 29957 227311
Hessen-Nassau 71012 136640 51473 219699
Rheinland 142821 191022 58011 423918
Hohenzollern 2029 1200 7815 7414

Es ergibt sich danach bei sämtlichen Früchten eine durchgängig bessere Ernte als im Vorjahr für Brandenburg, ferner bei Weizen und Roggen ein noch bemerkenswert höherer Ertrag für Posen und Schleswig-Holstein. Erhebliche Ausfälle erscheinen dagegen in diesen Früchten besonders für Schlesien, Westfalen, Hessen-Nassau und Rheinland.

Die im Deutschen Reiche gewonnenen Brotfrüchte genügen schon seit geraumer Zeit zur Deckung des Bedarfs der Bevölkerung auch in den günstigsten Jahren nicht mehr. Dieselbe verbrauchte nach Lexis („Die Wirkung der Getreidezölle“, Tübing. 1889) an eigentlichem Brotgetreide (Weizen, Spelz und Roggen) nach Abzug des Saatgutes zum individuellen Nahrungsbedarf pro Kopf in Kilogrammen:

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0401.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2024)