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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

Verkehr ist, seitdem Seeschiffe bis weit hinein ins Land gehen und die Schienenwege immer weiter hineinreichen, im fortwährenden Steigen. Über die Anbauflächen der verschiedenen Getreidearten liegen keine Daten vor, über die Ernten nur die von 1881. Die Ernte dieses Jahres betrug in Hektolitern:

Weizen 10727658
Roggen 737422
Gerste 5753197
Hafer 23010515
Mais 3173823
Andres Getreide 3256216

Seitdem hat sich die Getreideproduktion aber verdoppelt. Namentlich hat der Getreidebau in Ontario u. Manitoba an Bedeutung gewonnen. Man kann den Jahresertrag gegenwärtig auf mindestens 20 Mill. hl Weizen, 11/2 Mill. hl Roggen, 10 Mill. hl Gerste, 36 Mill. hl Hafer und 7 Mill. hl Mais veranschlagen. Aus Montreal, dem Hauptverschiffungshafen, wurden 1890 ausgeführt: Weizen 868,724, Mais 1,922,012, Hafer 81,000, Roggen 96,344 hl. Im Vorjahr war die Ausfuhr eine erheblich stärkere gewesen. In dem letzten nachgewiesenen Jahre 1890 betrug der Wert der Ausfuhr in Pfund Sterling:

Gerste und Roggen 1328341
Mais 450228
Hafer 417906
Weizen 358553
Mehl 158112
Erbsen 297825

[Algerien.] Hier nimmt der Getreidebau sehr bedeutend zu und mit ihm auch der Ertrag, wenn die Saaten nicht durch Heuschreckenplagen geschädigt werden; 1889 betrug der dadurch bewirkte Ausfall 4,135,716 Frank. Anbau und Getreideernte waren 1890:

Weizen 1113309 Hektar 5246052 Zentner
Gerste 1361292 8263633
Hafer 53694 293655
Mais, Roggen u. a. 46263 267376

Die Ausfuhr bezifferte sich auf: 1,069,180 Ztr. Weizen für 26,729,500 Fr., 679,556 Ztr. Gerste für 10,193,340 Fr. und 199,497 Ztr. Hafer für 3,574,946 Fr., also zusammen für 40,497,786 Fr. Diesen Ausfuhrmengen von Getreide steht eine bedeutende Mehreinfuhr von Mehl (1890: 10,160,895 Ztr. im Werte von 2,887,911 Fr.) gegenüber.

[Ägypten.] Das Schwergewicht der gesamten Bodenproduktion entfällt seit längerer Zeit auf Baumwolle und Zucker, wogegen der Getreidebau immer mehr zurücktritt. Obschon der Weizenbau 20 Proz. des gesamten Kulturbodens und 75 Proz. des Winteranbaues in Anspruch nimmt, so hat er doch seine frühere Wichtigkeit eingebüßt und deckt nur einen geringen Teil des Landesbedarfs. Daher werden gewaltige Mengen von russischem Getreide und Mehl eingeführt. Doch ist die Ausfuhr nach Belgien und Frankreich für Stärke und Spiritusfabrikation noch immer sehr bedeutend. Die Gesamtausfuhr von Weizen betrug 1889: 334,952, von Bohnen 669,369 Mk.

[Chile.] Zur Zeit der Entdeckung der kalifornischen Goldfelder wurde Chile zur Kornkammer dieses Goldlandes, und der chilenische Ackerbau nahm schnell große Dimensionen an. Schon nach zwei Jahren überstieg der Wert der Getreideausfuhr dorthin den Betrag von 10 Mill. Mk. Und als einige Jahre später Kalifornien durch die eigne Bodenkultur sich unabhängig machte, da eröffnete sich in den Goldfeldern Australiens ein neues Absatzgebiet, wohin Chile 1856 für 12,6 Mill. Mk. Körnerfrüchte ausführte. Dieses Absatzgebiet ist mit andern längst verloren gegangen; heute behauptet chilenischer Weizen nur noch den englischen Markt neben dem von Peru, Ecuador und Bolivia. Die Weizenproduktion Chiles betrug nach dem Berichte der chilenischen Ackerbaugesellschaft:

  Anbaufläche Ernte
1870: 270980 Hektar 5484750 Hektoliter
1880: 297127 6013872
1885: 292979 5929909

Die Ausfuhr von Weizen betrug 1888: 4,548,729 Pesos, wobei England mit 3,538,905 Pesos beteiligt war. Die früher auch nach Deutschland gerichtete Ausfuhr hat aufgehört. Die Gesamtausfuhr von Weizen, Mehl, Gerste (1888: 773,477 Pesos, meist nach England), Mais, Bohnen und Erbsen betrug 1888: 5,558,000 und 1889: 3,300,000 Pesos. Über die gesamte Getreideproduktion gibt nachfolgende amtliche Zusammenstellung Aufschluß, welche die Aussaat von 1882 und die Ernte von 1883 umfaßt:

  Aussaat Ernte Prozentsatz der Ernte
zur Aussaat
Liter Liter
Weißer Weizen 62729213 442564435 7 : 1
Gelber Weizen 14723737 92191647 6 : 1
Gerste 9485560 84524718 9 : 1
Mais 1979991 29996643 15 : 1
Bohnen 3648614 27850468 8 : 1

Argentinien, welches erst seit 1877 in die Reihe der Getreideausfuhrländer getreten ist, hat seine Ausfuhr in ungeahnter Weise gesteigert. Dieselbe betrug 1890: 326,186 Ton. Weizen, 707,282 T. Mais und 12,018 T. Mehl, alles in keinem der frühern Jahre auch nur annähernd erreichte Ziffern. Der Verkaufswert des ausgeführten Weizens betrug 9,785,572, der des Maises 14,145,639 Pesos. Die Weizenausfuhr für 1891 versprach um den vierten Teil größer, die von Mais dagegen bedeutend geringer zu sein als 1890.

[Australien.] Die Anbauflächen und damit die Erträge nehmen hier stetig, wenn auch nicht in so schneller Weise, als man anfänglich glaubte, zu. Auch wurden die Erträge durch die auf dem Australkontinent periodisch auftretenden Dürren wiederholt stark geschmälert. Nach den Ermittelungen für 1889/90 waren unter Kultur in

Victoria 1050905 Hektar
Neusüdwales 465790
Queensland 108829
Südaustralien 1145951
Westaustralien 47133
Tasmania 195342
Neuseeland 624242

Die bei weitem wichtigste Frucht ist Weizen; derselbe nimmt 1,548,138 Hektar, d. h. 2/5 der ganzen Anbaufläche, in Anspruch und kommt für den internationalen Handel allein in Betracht. Die Produktion, welche sich in der Hauptsache auf Südaustralien, Victoria und Neuseeland beschränkt, hat in den letzten Jahren sehr geschwankt. Größere Erntemengen liefern außerdem Hafer und Mais, welcher fast ausschließlich in den nördlichen Kolonien, Neusüdwales und Queensland, angebaut wird. Im Erntejahr 1889/90 betrug die Produktion in Hektolitern:

  Weizen Hafer Gerste Mais
Victoria 4798288 2257946 772452 142816
Neusüdwales 2628132 217332 45240 2141930
Queensland 53732 5824 10652 697220
Südaustralien 5830943 52576 98736
Westaustralien 198895 16600 37228 480
Tasmania 302655 459572 42229
Neuseeland 3379402 5469432 537129 108112

Außer einem sehr bedeutenden interkolonialen Verkehr, welcher auch wachsende Mengen von Weizenmehl in sich schließt, richtet sich die Ausfuhr von australischem Weizen und Weizenmehl vornehmlich

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0400.jpg&oldid=- (Version vom 9.5.2024)