Seite:Meyers b19 s0399.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

[Türkei.] Eine Statistik[WS 1] der Ein- und Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse ist bei der Unvollständigkeit des Quellenmaterials nur mit Vorbehalt aufzustellen. Gleichwohl wird der Auslandsverkehr in den 48 wichtigsten Häfen des Reiches ein annäherndes Bild des Handelsverkehrs der Türkei an landwirtschaftlichen Erzeugnissen liefern können. Während 1889 die Einfuhr von Getreide einen Wert von 15,839,997 Mk. erreichte, wobei Weizen mit 10,853,294 und Gerste mit 3,102,576 Mk. die Hauptrolle spielten, bezifferte sich die Ausfuhr auf 78,115,890 Mk., darunter als Hauptposten:

Weizen 30419268 Mark
Gerste 24008771
Mais 5525051
Hafer 3716070
Sorghum 3229931
Roggen 1481848

Dazu kommen noch Mehl und andre Erzeugnisse der Mühlenindustrie im Betrage von 1,140,518 Mk. Das türkische Zollgebiet, dessen Durchschnittsernte 19,6 Mill. Ton. an Getreide, Hülsenfrüchten, Ölsaaten, Sämereien und Reis im Werte von 846,171,200 Mk. beträgt, verbraucht hiervon für Aussaat und Unterhalt von Menschen und Vieh 16,670,000 T. im Werte von 719,677,240 Mk. Somit bleiben für die Ausfuhr übrig 2,930,000 T. im Werte von 294,172,000 Mk., während in einem guten Jahre, wie 1889, thatsächlich nur 954,806 T. im Werte von 113,703,422 Mk. ausgeführt wurden. Die Erklärung findet sich darin, daß aus Gegenden, welche 350 km von der Küste entfernt sind, eine Ausfuhr von Getreide wegen der Höhe der Transportkosten nicht mehr stattfinden kann. Hier würde also der Bau von Eisenbahnen sehr segensreich eingreifen.

[Rumänien.] Der Getreidebau ist hier ein so bedeutender Faktor im wirtschaftlichen Leben des Landes, daß von seinen Erträgen die Existenzbedingungen der gesamten Bevölkerung abhängen, macht doch die Getreideausfuhr ihrem Werte nach nahezu sechs Siebentel der Gesamtausfuhr aus. Nach den Erhebungen von 1886 waren 4,255,106 Hektar der Kultur von Cerealien gewidmet, welche einen Ertrag von 53,637,979 hl ergaben, verteilt auf die einzelnen Feldfrüchte wie folgt:

Weizen 1129685 Hektar 20819580 Hektoliter
Roggen 237420 2681994
Gerste 608814 6580284
Spelz 267 2132
Buchweizen 4799 19588
Mais 1845605 17157905
Hafer 235585 6012978
Hirse 125098 363518

Für den Weizenbau ist das Land vorzüglich geeignet, das Gewicht des Kornes erreicht zuweilen 78–80 kg pro Hektoliter. Die vornehmste Nahrung der ländlichen Bevölkerung besteht indes in Mais. Der Weizenbau nimmt erstaunlich schnell zu, von 1889 bis 1890 um 25 Proz. und dementsprechend auch der Ertrag. Da der Inlandkonsum unverändert blieb, so ergab sich für 1890 ein Ausfuhrquantum von 10 Mill. hl gegen 7 Mill. hl im Vorjahr. Bei Roggen, Gerste und Hafer ergab sich 1890 nur eine Mittelernte, die Maisernte dagegen war eine sehr schlechte. Die Weizenproduktion betrug 1890: 21,75 Mill. hl. Die Ausfuhrwerte betrugen 1890:

Weizen 9344000 Mark
Mais 33832000
Roggen 20096000
Gerste 14840000
Mehl 3960000 Mark.

Die hauptsächlichsten Konsumenten der rumänischen Überschüsse sind in erster Linie England und Frankreich, dann die Schweiz, Italien, Belgien und Deutschland. Frankreich bezieht jährlich bedeutende Mengen von Mais. Die seit 1886 eingetretene Sperre der österreichisch-ungarischen Grenze gegen rumänische Bodenprodukte hat eine wachsende Mühlenindustrie ins Leben gerufen, welche allein über die Häfen an der untern Donau 90,701 Ztr. ausführte.

[Serbien.] Die Ernte von 1889 betrug: Weizen 1,9, Roggen 0,6, Gerste 1,1, Hafer 0,8, Mais 3,8 Mill. hl. Die von 1890 war recht ergiebig, die von Gerste und Roggen über Mittel, die von Weizen in manchen Kreisen sogar sehr gut, die Haferernte zwar schwach, aber dafür die Maisernte eine gute. Demzufolge hat sich auch die Ausfuhr fast aller Getreidesorten gegen die Vorjahre sehr bedeutend erhöht. Die Getreidehandelsbilanz stellte sich 1890 wie folgt:

  Einfuhr Ausfuhr
Weizen 25690 Zentner 635611 Zentner
Roggen 54400 80986
Mais 130 61542
Gerste 26658 54310
Hafer 20271 86247

Das Gros des ausgeführten Getreides nimmt seinen Weg über Österreich-Ungarn, nur kleinere Posten gehen über Saloniki nach Holland oder über Antwerpen rheinaufwärts nach Deutschland. Im Mehlhandel ist Serbien immer noch passiv, wenngleich in geringem Betrage.

Bulgarien, von dessen (1888) 3,154,375 Einw. nicht weniger als 2,211,547 Ackerbauer sind, von dessen Gesamtflächeninhalt Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Mais 711,800 (1889: 774,900) Hektar in Anspruch nehmen, und wo der Getreidebau weitaus den ersten Platz unter den Erwerbsquellen der Bewohner ausmacht, erzeugt sehr bedeutende und wachsende Mengen von Getreide, welche starke Überschüsse zur Ausfuhr ergeben. Von der Gesamtausfuhr entfallen nicht weniger als 82,4 Proz. auf Produkte des Ackerbaues, welche von der Einfuhr nur 18,7 Proz. beanspruchen. Nach amtlichen Ermittelungen betrug die Ernte in Doppelzentnern:

  1889 1890
Weizen 9387610 3130829
Roggen 2107987 1603057
Gerste 2464124 2245227
Hafer 1365771 906006
Mais 4828104 2154145

Mit Hinzurechnung von Mischkorn und Spelz wurden 1890: 4,743,528 Doppelzentner oder 28 Proz. weniger als im Vorjahr geerntet. Daher mußte auch die Ausfuhr eine geringere sein. Während 1889 für 62,798,086 Lëi Körnerfrüchte, Malz und Hülsenfruchte ausgeführt wurden, betrug 1890 die Ausfuhr nur 54,348,576 Lëi. Ebenso ging die Ausfuhr von Mehl und Mehlprodukten von 655,840 auf 371,033 Lëi zurück. Hauptabnehmer sind Großbritannien (1890: 1,579,646 Doppelzentner), Frankreich (1,408,164 Doppelzentner) und in absteigender Folge die Türkei, Österreich-Ungarn, Holland, Italien etc.

Der nicht unbedeutende Getreidehandel Bosniens und der Herzegowina erscheint seit 1880 in dem Österreich-Ungarns inbegriffen. Die deutschen amtlichen Handelsberichte geben für 1890 die Einfuhr von Mehl auf 1,400,000 Mk., von Mais und Hafer auf 250,000 Mk., dagegen die Ausfuhr von Getreide und Sämereien auf 1,800,000 Mk. an. Die Ausfuhr geht fast ganz über die ungarische Grenze.

[Kanada.] Obschon die Bedeutung dieses Gebietes für den Welthandel in neuester Zeit von der benachbarten amerikanischen Union zurückgedrängt wird, so ist dasselbe immer bedeutend genug. Der Hauptausfuhrartikel bleibt noch immer Getreide, und dieser

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stastitik
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0399.jpg&oldid=- (Version vom 9.5.2024)