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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Strafrechts und Gefängniswesens erschienen in 3 Bänden (Wien 1874–82).

 Wahuma, ein vermutlich den Galla oder Massai ursprünglich angehöriger Volksstamm im Westen und NW. des Victoria Nyanza verbreitet, in Karagwe und Unjoro eine herrschende Stellung einnehmend, während die W. in Uganda in untergeordneter Stellung abgesondert von der übrigen Bevölkerung leben, von welcher sie sich durch größere Regelmäßigkeit der Gesichtszüge und ihr Hirtenleben unterscheiden.

 Wakamatsu, Hauptstadt der japan. Provinz Iwashiro, im zentralen Teil der Insel Nippon, westlich des Inawashirosees, mit (1884) 26,150 Einw., war früher die Residenz eines Daimio, welcher auf einem Hügel nahe der Stadt in einem Schloß residierte, das 1868 geschleift wurde, nach der Belagerung der Stadt, durch welche dieselbe außerordentlich litt. Die hiesige Lackindustrie ist auch im Ausland berühmt. In der Nähe das Bad Higashiyama mit indifferenten Quellen von 50–55° C.

 Wakayama, Hauptstadt der japan. Provinz Kii oder Kishiu, im südwestlichsten Teil der Insel Nippon, am linken Ufer des Yoshino-gawa, unfern von dessen Mündung in die Linshotenstraße, und am Ausgangspunkt der Eisenbahn nach Osaka, hat (1887) 54,868 Einw., war früher Sitz eines Daimio.

Wald. Die Frage, ob und in welchem Grade der W. einen Einfluß auf die atmosphärischen Niederschläge ausübt, ist ebensowohl für die Meteorologie wie auch für das praktische Leben (Land- und Forstwirtschaft) von großer Bedeutung. Eine Reihe von darauf bezüglichen Untersuchungen hat viel Material zusammengebracht, doch ist dasselbe noch nicht ausreichend, um schon jetzt eine endgültige Antwort auf diese wichtige Frage geben zu können. Nach verheerenden Überschwemmungen, wie sie z. B. im Spätherbst und im Dezember 1882 in Österreich und im südwestlichen Deutschland aufgetreten sind, ist die allgemeine Aufmerksamkeit immer wieder von neuem darauf gerichtet, ob derartige Wasserschäden nicht wenigstens zum Teil durch starkes Abholzen der Wälder, besonders in den Gebirgen, hervorgebracht sind. Die Ansichten hierüber sind verschieden, und die sich dabei ergebenden Gegensätze haben ihren Grund darin, daß Beobachtungen, durch welche der Einfluß des Waldes derart bestimmt werden könnte, schwer anzustellen sind, weil die erforderlichen äußern Verhältnisse selten vorhanden sind. Es ist nämlich nötig, den mittlern Regenfall in einer und derselben Gegend von nicht zu kleiner Ausdehnung im bewaldeten und nichtbewaldeten Zustand, also etwa vor und nach ihrer Entwaldung oder vor und nach ihrer Bewaldung, festzustellen. Die ältern Kulturstaaten bieten dazu selten Gelegenheit, doch finden sich zuweilen außerhalb Europas Verhältnisse, welche solche Beobachtungen möglich machen, und sind auch in der That dazu benutzt worden, um darauf bezügliche Untersuchungen anzustellen. Die dabei erhaltenen Resultate sind aber wegen der fremdartigen Einflüsse, welche sich nicht leicht in Rechnung ziehen lassen, bis jetzt nicht entscheidend gewesen.

Hervorzuheben sind zum Teil die Arbeiten über die Regenbeobachtungen von Gannet, welche sich auf Gebiete der Vereinigten Staaten von Nordamerika beziehen, in denen eine wesentliche Änderung ihrer Vegetation, sei es durch Aufforstung oder Entwaldung, sei es durch Kultivierung des Bodens, eingetreten ist. Hat eine kontinuierliche Änderung der Vegetation stattgefunden, und wird dadurch ein Einfluß auf die Regenmenge ausgeübt, so müßte dieser sich in den gemessenen Niederschlägen offenbaren. Die Prärieregion, welche Iowa sowie die größten Teile von Missouri, Minnesota und Illinois umfaßt, hat in den letzten 30 Jahren durch Aufforstung einen Waldbestand erhalten, der dieser Gegend früher fehlte; dagegen hat Ohio gegenwärtig nur etwa noch den zehnten Teil seines frühern Waldreichtums, und ebenso ist Massachusetts, Connecticut, New York und andre Gebiete allmählich fast ganz entwaldet. Andre Veränderungen sind im Westen der Vereinigten Staaten eingetreten, wo sich Kulturländereien außerordentlich ausgedehnt haben, und wo von den Bewohnern allgemein angenommen wird, daß durch die Kultur des Bodens die jährliche Niederschlagsmenge eine wesentliche Zunahme erfahren habe. Die direkten Regenbeobachtungen in allen den Gebieten, in welchen diese Veränderungen stattgefunden, führen nach Gannet zu dem Resultat, daß Abholzung, Aufforstung oder Kultivierung eines Landes keinen merklichen Einfluß auf die Menge des Niederschlags haben. Zu demselben Schluß führen auch die Beobachtungen, welche in der algerischen Provinz Konstantine, in welcher in einzelnen Gegenden bedeutende Entwaldungen, in andern wieder Aufforstungen stattgefunden haben, von 1850 bis 1875 angestellt sind, und aus denen sich ergibt, daß die Größe der Niederschläge vor und nach der Entwaldung sowie vor und nach der Aufforstung keinen wesentlichen Unterschied zeigen.

Das gerade entgegengesetzte Resultat ergaben die Beobachtungen von Blanford in den südlichen Zentralprovinzen Indiens, wo auf einem Gebiet von ca. 61,000 engl. QMeilen, das früher entwaldet wurde, und das sich allmählich wieder größtenteils mit W. bedeckt hat, sowohl während der Zeit seiner Entwaldung als auch später eine größere Anzahl von Regenstationen in Thätigkeit waren. Vor 1875 wurden die Wälder von den Eingebornen vernichtet, und das Land war, soweit es unkultiviert war, eine steinige Fläche. Seit 1875 ist der Vernichtung der Wälder durch die Regierung Einhalt gethan, und seitdem haben sich etwa fünf Sechstel der Fläche wieder mit W. bedeckt. Da sowohl für die Zeit, in welcher dieses Gebiet vom W. entblößt, wie auch später, als wieder Bewaldung eingetreten war, Regenbeobachtungen vorliegen, so konnte ermittelt werden, ob eine Zunahme der Regenmenge mit der Zunahme der Bewaldung eingetreten war oder nicht. Um dabei von einer event. Änderung in der Größe des Regenfalles während der verschiedenen Zeitperioden unabhängig zu sein, wurde die während der Entwaldung und während der Wiederbewaldung gefallene Regenmenge, mit der außerhalb dieses Gebiets in derselben Zeit beobachteten verglichen, und es ergab sich, daß, während die Wälder wieder geschützt waren, in der Waldregion eine Zunahme von 12 Proz. der mittlern Regenmenge eingetreten war. Außerdem ergab es sich, daß seit 1875, dem Beginn der Wiederbewaldung, eine fortschreitende Zunahme des Regenfalles vorhanden war, während sich derselbe über ganz Indien sehr konstant hielt. Infolgedessen würden die Beobachtungen in Indien zu dem Schluß führen, daß der W. wenigstens in dem Klima eines heißen Landes wie Indien eine Zunahme des Regenfalles bewirkt.

Welches von diesen beiden verschiedenen Resultaten die allgemeinen Verhältnisse über den Einfluß des Waldes auf die Größe der Niederschläge richtig darstellt, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Gegen die Beobachtungen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in Algerien kann ein Einwand erhoben werden, welcher bei den von Blanford in Indien

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 815. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0819.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2024)