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viel rascheren Kriegsendes, als man vielfach befürchtet. Man glaubt hier nur noch an eine einzige große Offensive der Verbündeten, und zwar längstens für die Sommermitte. Eine bis zum Herbst andauernde Untätigkeit der beiderseitigen Heere, wie sie sich in kleinen militärischen Aktionen von lokaler Bedeutung widerspiegelt, hält man hier für ausgeschlossen, ebenso den dritten Winterfeldzug, von welchem man in pessimistischen Kreisen gelegentlich bereits spricht. Herr Treub glaubt persönlich nicht an einen so starken Erfolg der bevorstehenden Verbündeten-Offensive, daß sie zur Befreiung Nordfrankreichs und Belgiens von der deutschen Umfassung und Umklammerung führen könnte. An der Wiederherstellung der belgischen Unabhängigkeit und an der Rückgabe des von den deutschen Truppen besetzten französischen Gebietes zweifelt Herr Treub nicht, aber er ist überzeugt, daß erst der Friedensschluß diese glückliche Lösung bringen wird, nachdem das Deutsche Reich die Sicherheit erlangt haben wird, daß ihm alle seine Kolonien zurückgegeben werden. Die Veränderungen der europäischen Landkarte werden ausschließlich den Osten und den Balkan betreffen. Alle diese Kriegsergebnisse werden in zwei bis drei Monaten so unabänderlich feststehen, daß niemand mehr die Hoffnung haben wird, sie noch weiter zu seinen Gunsten zu verschieben. Dann wird der psychologische Augenblick zum Niederlegen der Waffen für alle Kriegführenden gekommen sein. Eben weil die Kriegsdauer sich ersichtlich ihrem Ende nähert, hält Herr Treub an der Ueberzeugung fest, daß Holland nicht mehr in den Weltkrieg verwickelt werden und in der Lage sein wird, seine Neutralität bis zum Schluß des gewaltigen Völkerdramas zu wahren.“

Eine Eingabe von irischen Frauenrechtlerinnen an Mr. Asquith. Folgende Briefe richtete die Vorsitzende des irländischen Ausschusses für dauernden Frieden an Mr. Asquith und an[WS 1] Mr. Redmond.

 Sir,

Wir sehen uns gezwungen, Ihnen unser tiefstes Bedauern darüber auszusprechen, daß Sie in der Debatte im Unterhaus vom 23. März unterlassen haben, in bestimmten Ausdrücken zu erklären, unter welchen Bedingungen die Regierung bereit ist, Friedensvorschläge in Betracht zu ziehen. Wir befinden uns in voller Sympathie mit dem Entschluß der Regierung, Belgien und Serbien ihre vollständige Wiederherstellung zu verschaffen.

Aber wir sind überzeugt, daß die Rechte der kleinen, europäischen Staaten nicht durch die Gewalt der Waffen auf eine unanfechtbare Basis gestellt werden können.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ann
Empfohlene Zitierweise:
Menschen- und Völkerleben 1 (1916), Heft 6/7. Langguth, Esslingen am Neckar 1916, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Menschen-_und_Voelkerleben_1916_Heft_6-7.pdf/34&oldid=- (Version vom 25.2.2024)