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Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

hieß Joachim vonn Arm, vnnd wolltenn wir bede miteinander wider hinein ghenn, zu hoff, wie wir dann thettenn, so wurdt aber mein gesell mit eim thrumetter vor |10 v| seiner herberig, ehe wir inns schloß khammen, zu vnnfridenn, vnnd war gleich ganntz abendt, vnnd wie ich darsiehe, da griffenn sie zu denn werenn. Nun hett der thrumetter daruor neulich ein erstochenn, vnnd auch sonnst einenn vom adell, ein Seckenndorffer, durch die blassenn gestochenn, das niemandt gemeint hett, das er lebendig were blibenn. Vnd wie nhun der thrumetter das wehr herrauß hett, do lauff ich zu im hinein vnnd erwisch inn mit der wehr, vnnd fallenn wir bede miteinander vber vnnd vber. Aber ich gewann im doch die wehr ab, vnnd wurtt darober ettwas verwundet, nit waiß ich, ob ers der thrumetter, oder mein gesell gethann hett. Vnd war solche wundenn am kopff woll eines fingers lanng, also das ich erst darob erzurnet, vnnd wollt wider zu im getrettenn sein. Do entleufft er mir aber inn sein herberig hinein, vnnd war es gantz dussel vnnd nachtt, das ich die gelegenheitt im hauß nit wust, sunst soltt er mir nit also leichtlichen daruon sein khommen, sonder wollt ime zum wenigsten irgendtt an einem fueß gezeichnett habenn. Vnnd dieweill man |11 r| wollt gleich so bald vff die hochzeitt ghenn Kassel inn achtt oder zehenn tagenn vff sein, versucht ich mich allenn tag der berurten wunden halben mit dem eisennhutt, ob ich ine furen möcht, dann ich sorgenn must, ich kunth inn so kurtzer zeitt nit gar heill werdenn. Aber ich ruste mir denn huett zue, das ich dannocht kunth mit andernn naher khommen.



2.


Zum andernn aus ich, wie gemelt, denn wintter biß vff die fashnacht bey meiner mutter, bruder vnnd schwester selligen wahr, da fing sich der Schweitzer krieg, vnngeuerlich vmb faßnachtt ann, vnnd hett der marggraff schonn zwen zeug nacheinander hinweg geschicht. Do ich nun dasselbig hortt, gedacht ich, was soll ich da ligenn, dann ich hett Jagsthausenn schon genug, vnnd reidtt hienauff ghenn Onoltzbach, vnnd wollt horenn, was es fur ein geschray do wehr. Vnnd alßbaldt ich gehnn hoff kham, ersahe mich mein gnediger herr marggraue Friderich etc. Da rufft er einem |11 v| seiner dhienner zu ime, mit beuelch, er solt den gewant schneider khomen laßenn, wie dann beschach. Vnd so bald der schneider kham, spricht der marggraff zu im: »Nim denn Berlichinger vnd mieß im kleider an, er muß vff mich warttenn«, dan er der marggraue wollt gleich alßbaldt auch vff sein. Aber es kham pfaltzgraue Philips löblicher gedechtnus, des andernn tags auch dahin, also das er noch zwenn tag aldo mußt verziehenn, vnd wolt pfaltzgraff Philips die Neuen Marck, vnd die Obernn Pfaltz einnemmen, dann hertzog Otto vonn Beyern wahr gestorbenn. Da wurdt ich alls ein knab fur ein verorttnet inn des pfaltzgrauen gemach vff zuwarttenn, wie ich auch thett.

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)