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die kleinen weißen Bachkiesel, die er mit sich genommen, auf den Weg hingestreut, und so konnte er den Rückweg nicht verfehlen. „Seyd nur ruhig,“ sagte er zu den weinenden Brüdern, „ich bringe euch sicher und gewiß nach Hause.“ Und das that er auch. Unterwegs aber hatte ihnen Däumling Alles erzählt, was die Aeltern am Abend mit einander gesprochen, und als sie nun vor dem älterlichen Hause angelangt waren, traueten sie sich nicht hineinzugehen, sondern horchten vor der Thüre, was Vater und Mutter wohl sagen möchten.

Mit diesen hatte sich indeß eine Veränderung zugetragen: denn eben, als der Vater mit den Kindern nach dem Walde gegangen war, hatte der Herr des Dorfes zehn Thaler geschickt, welche er dem Holzhacker schon seit lange für Arbeitslohn schuldig gewesen, und die die armen Leutchen schon für verloren geglaubt hatten. Die Auszahlung dieser Schuldpost war für die Armen, die fast Hungers starben, eine große Hülfe in der Noth. Sogleich nach Empfange des Geldes ging die Frau zu einem Fleischer, und da es schon lange her war, daß sie nichts Ordentliches gekocht hatte, so kaufte sie in ihrer Freude drei Mal mehr ein, als für sie und ihren Mann nöthig war.

Wie sie nun am Abend sich gütlich gethan, und sich recht satt gegessen, und noch viel übrig geblieben war, da fing die Frau an zu weinen, und sagte: „Ach, wo mögen jetzt unsere armen Kinder seyn! O, wie würden sie essen, wenn sie hier wären! Nur du bist schuld“ – fuhr sie zu ihrem Manne fort, – „daß wir sie nicht mehr haben; jetzt werden sie im Walde umherirren, und vielleicht von den Wölfen zerrissen.“ Dies Klagelied wiederholte sie so oft, daß der Mann endlich ungeduldig wurde, und ihr mit harten Worten drohte, still zu schweigen. Aber die Frau