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als nun die Mutter böse ward und ihr Vorwürfe machte wegen ihrer lügenhaften Ausrede, da lief sie weinend und ergrimmt fort, immer dem Walde zu.

Es war aber schon spät am Abend, und trübe, schwarze Gewitterwolken standen rings um den Himmel. Käthchen ließ sich dadurch nicht abschrecken, sondern eilte unaufhaltsam vorwärts. Eben wollte sie in den Wald hineingehen, als plötzlich eine weibliche Gestalt in weißem Kleide ihr in den Weg trat, und sie freundlich mit der Frage anredete, wohin sie denn noch so spät wolle?

„Zum Waldweibchen!“ antwortete Käthchen.

„Unglückliche!“ sagte die Fremde, „zu der argen Zauberinn? Du hast dich, wie so viele andere Mädchen, von dem reizenden Leben verblenden lassen, das sie dir geschildert hat; aber du bringst dich um deine Ruhe und Freiheit. Kehre um, noch ist es Zeit! Ich bin die Fee Cöleste, und meine es gut mit dir.“

„Laß mich,“ erwiederte Käthchen; „du willst mich nur um mein Glück bringen, und gönnst mir die schönen Tage nicht, die ich bei dem Waldweibchen finden werde.“

„Du täuschest dich, liebes Kind!“ sagte die Fee, und bat sie, von ihrem Vorhaben abzustehen, wenn sie sich nicht unglücklich machen wolle. „Sieh!“ fuhr sie fort, „der Himmel ist deinem Unternehmen zuwider, und warnt dich vor der bösen That. Hörst du den fernen Donner? schwer und ernst ziehen die Gewitterwolken herauf! Kehr’ um, Käthchen, geh’ zu deinen Aeltern und Geschwistern; bleibe arm, aber unschuldig und gut!“

Käthchen hörte nicht auf die wohlgemeinten ernsten Ermahnungen und Warnungen der gütigen Fee Cöleste, sondern lief in den Wald hinein, immer vorwärts.

Unterdessen war das Gewitter höher heraufgezogen, der Sturm brauste furchtbar durch den Wald, und zerbrach